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/ 21.06.2013
Michael M. Thoss / Christina Weiss (Hrsg.)

Das Ende der Gewissheiten. Reden über Europa

München: Diederichs 2009; 288 S.; geb., 21,95 €; ISBN 978-3-424-35014-2
Welche Lektionen sind aus der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zu ziehen und wie positioniert sich Europa? Wie kann sich Europa als Global Player behaupten und zugleich in seinem Inneren eine vitale Symbiose der Kulturen und Religionen schaffen? Antworten auf diese Fragen suchten 23 Politiker, Kulturschaffende, Publizisten und Wissenschaftler im Rahmen der von der Allianz-Kulturstiftung ausgerichteten zweiten Staffel der „Reden über Europa“. Sie fand zwischen Herbst 2008 und Frühjahr 2009 im Wiener Burgtheater sowie in der Berliner Staatsoper statt. Die teilweise recht knappen Texte gruppieren sich grob um die Themenbereiche Kultur, Ökonomie und Umwelt. So fragt die ehemalige Kulturstaatsministerin und Herausgeberin Christina Weiss, wie sich trotz des Globalisierungsprozesses kulturelle Identität bewahren lässt. Da sie Kultur „als das Regelwerk des Miteinander-Umgehens in einer Gesellschaft“ definiert, gehe es um die Werte, die dieses Regelwerk ausmachten. „Kohärenz in der Vielfalt“ (26) heiße die Zauberformel, ein kulturelles „Miteinander auf gleichberechtigter Basis“ (33) solle es geben. Von der „versöhnten Verschiedenheit“ (79) spricht der Theologe Michael Bünker und fordert dazu auf, die Vielfalt Europas als Einheit zu empfinden und die „religiöse Dimension im interkulturellen Dialog“ (85) der Zivilgesellschaft zu berücksichtigen. Dazu passend plädiert der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan für einen Dialog mit den Muslimen in Europa – es gehe um ein neues „WIR“ (126), um einen religiösen und kulturellen Pluralismus. Ob „die Wallstreet der neue Sitz der Komintern“ (169) sei, fragt Jean-Claude Juncker und fordert eine „intensivere Regulierungsdichte auf den Finanzmärkten“ (171) durch einen „globalen Staat“ (170) und mehr Aufmerksamkeit gegenüber dem Sozialen sowohl in der EU als auch im Rest der Welt. Dass sich die ökologische Wende auch wirtschaftlich lohnen kann, verdeutlicht Harald Schumann, und Sunita Narain setzt sich für einen „Global Green Deal“ (242) ein. Schließlich fordert Jakob von Uexküll jeden Einzelnen dazu auf, jetzt den gesetzlichen und institutionellen Rahmen für den „Umbau unserer Energie-, Transport-, Landwirtschafts- und Produktionssysteme für eine zukunftsfähige Basis“ (277) zu schaffen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.13.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Michael M. Thoss / Christina Weiss (Hrsg.): Das Ende der Gewissheiten. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31756-das-ende-der-gewissheiten_37845, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 37845 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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