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/ 20.06.2013
Dariusz Łapiński

Das Weltbild und die Wirtschaftsauffassung des polnischen Rechtspopulismus

Berlin: Weißensee Verlag 2004; 253 S.; 32,- €; ISBN 3-89998-052-2
Diss. Frankfurt (Oder); Gutachter: D. Aleksandrowicz, D. Pollack. – Im Sommer 2000 sprach sich die Bevölkerung Polens in einer Volksabstimmung für eine Privatisierung des gesamten Staatseigentums aus, das anschließend in Form von Gutscheinen an die Bürger verteilt werden sollte. Die Umsetzung dieses Referendums wurde durch ein Veto des damaligen Präsidenten verhindert. Im Vorfeld hatte sich eine hitzige und stark ideologisch geprägte öffentliche Debatte über diese so genannte „Eigentumsverleihung“ entzündet, in der kaum rational begründete, ökonomisch fundierte Argumente ausgetauscht wurden. Der Erfolg der von den polnischen Rechtspopulisten geforderten Privatisierung liege weniger in der inhaltlichen Überzeugungskraft des Konzeptes begründet, so die These Łapińskis. Vielmehr habe der Vorschlag eine derart breite Zustimmung erfahren, weil die in der Debatte vorgebrachten Argumentationsfiguren an eine weit verbreitete national-katholische Weltanschauung anschlössen. Diese bestehe u. a. aus der Vorstellung, Polen sei eine auserwählte Nation, in deren tragischem Schicksal sich das Schicksal Jesu spiegele und die in einer besonderen, hervorgehobenen Beziehung zu Gott stehe. Polen werde von teilweise unsichtbaren externen und internen Feinden unterdrückt und an der Entfaltung seiner eigentlichen Bestimmung gehindert. Zudem seien die Interessen und Ziele der polnischen Bevölkerung homogen, abweichende Auffassungen folglich unpolnisch. Diese und ähnliche Vorstellungen hätten eine lange Tradition, deren Wurzeln z. T. bis in das Spätmittelalter zurückreichten. In der Debatte sei es der Rechten gelungen, an diese historisch gewachsenen Weltanschauungen anzuknüpfen. Faktisch hätten die Rechten jedoch bis heute keine schlüssige ökonomische Konzeption vorgelegt. Vielmehr würden sie unter Verwendung von Bruchstücken und Einzelelementen dieser Weltbilder Neuerungen kritisieren, ohne dabei selbst konstruktive Reformvorschläge zu entwickeln.
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.612.23 Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Dariusz Łapiński: Das Weltbild und die Wirtschaftsauffassung des polnischen Rechtspopulismus Berlin: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23934-das-weltbild-und-die-wirtschaftsauffassung-des-polnischen-rechtspopulismus_27519, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27519 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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