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/ 17.06.2013
Adel Theodor Khoury

Der Islam und die westliche Welt. Religiöse und politische Grundfragen

Darmstadt: Primus Verlag 2001; 223 S.; kart., 16,50 €; ISBN 3-89678-437-4
Allein in der Bundesrepublik leben drei Millionen Muslime. Wer sind sie? Welchen kulturellen und religiösen Hintergrund haben sie? Und kann es mit ihnen und mit den islamisch geprägten Ländern einen Dialog geben? Der Autor, er ist emeritierter Professor für Religionswissenschaften an der Universität Münster und katholischer Priester, plädiert für ein neues Dialog-Projekt, was nach der Lektüre seines sehr informativen Buches sehr mutig und - allzu? - hoffnungsvoll erscheint. Im ersten Teil gibt Khoury einen Überblick über die Grundzüge der islamischen Religion, die sich deutlich vom Christentum unterscheidet. Dazu zählt, dass der Koran als Abschrift der im Himmel verwahrten Urschrift angesehen wird, also nicht von Menschen geschrieben wurde. Auch sieht sich der Islam als "Vorbild aller anderen Religionsgemeinschaften" (16) in einer Welt, die von der unbegrenzten Allmacht Gottes geprägt ist. Die Vorstellungen eines friedlichen und toleranten Islams relativiert Khoury deutlich. "Das Gebiet der Nicht-Muslime wird grundsätzlich als Gebiet des Krieges bezeichnet". (115) Und die vermeintliche Toleranz gegenüber Andersgläubigen zeige sich als Toleranz der Herrschenden, die Nicht-Muslime als Bürger zweiter Klasse sehen. Außerdem gilt nach traditionellem Recht, dass "die Todesstrafe als gesetzliche Strafe für die Abkehr vom Islam [...] ihre Gültigkeit" (123) behält. Khoury erklärt dann die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Islam und Christentum, was eher aus religionsgeschichtlicher und weniger aus politikwissenschaftlicher Sicht interessant ist. In den Vorstellungen des traditionellen Islams wurzeln nach Ansicht von Khoury die aktuellen Probleme, zu denen auch die zunehmende Radikalisierung islamischer Gruppen zähle. Zudem sei der Einfluß des Westens durch die Kolonialerfahrung vieler muslimischer Länder negativ besetzt, die westlichen Vorstellungen von Kultur, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft würden als fremd angesehen. Viele Traditionalisten sehen deshalb im Islam das Mittel, um alle Probleme in ihren Ländern zu lösen. Diese politischen und wirtschaftlichen Ordnungsvorstellungen aber seien im Mittelalter geprägt, so Khoury. Er stellt daher allen Muslimen, die sich mit dem Islam nicht die Zukunft verbauen wollen, Fragen "im Geiste kritischer Sympathie" (141). Die Stichworte sind die "Gefahr des Totalitarismus", "fatale Geschichtsvergessenheit" und "unkontrollierte Ideologie" sowie die "Frage nach den Menschenrechten" (141). Und für einen Dialog gibt der Autor eine wichtige Empfehlung mit auf den Weg: "Es wird hier kein blindes Entgegenkommen empfohlen." (205) Aus dem Inhalt: I. Wer ist Muhammad, der Verkünder des Islams? II. Wer ist der Gott des Islams? III. Was ist gut, was ist böse? IV. Traditioneller Islam und moderne Welt: IX. Islam und Demokratie; X. Religionsfreiheit; XI. Der Islam und der Westen; XII. Muslime in einer pluralistischen Gesellschaft; V. Dialog oder Konfrontation?
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Adel Theodor Khoury: Der Islam und die westliche Welt. Darmstadt: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16922-der-islam-und-die-westliche-welt_19440, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19440 Rezension drucken
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