Diss. Jena; Begutachtung: L. Niethammer, D. Süß. – Es schallt wie ein vergessener Ruf aus der Geschichte an unser Ohr, was Ralf Dahrendorf anno 1974 ausstieß: „Wir dürfen nicht wieder zur Wirtschaftspartei werden.“ (17) – Angesichts der derzeitigen Umfragewerte der Liberalen ist es ein Satz von geradezu erhellender Klarheit. – Klaus Weber widmet sich diesem linksliberalen „Ausrutscher“ in der Geschichte des deutschen Liberalismus. Als innerparteiliche Strömung der Freien Demokratischen Partei (FDP) wurde dieser mit Beginn der 1960er‑Jahre immer mächtiger und kulminierte schließlich 1971 in den Freiburger Thesen. Dieser innerparteiliche Formungsprozess kam gleichwohl – so die These von Weber – nicht von ungefähr, sondern wurde durch die gesellschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik zwar nicht präjudiziert, aber doch zumindest nicht unwesentlich beeinflusst. Darauf aufbauend wird der Frage nachgegangen, ob die ausgewählten Koryphäen des Linksliberalismus – Hildegard Hamm‑Brücher, Ralf Dahrendorf, Karl‑Hermann Flach und Werner Maihofer – als Initiatoren dieser Wende der deutschen liberalen Bewegung gelten können oder lediglich als deren Profiteure. Weber kommt letztlich zu dem Schluss, dass der Linksliberalismus, wie er von den vier Protagonisten in durchaus unterschiedlicher Art und Weise vertreten wurde, maßgeblich dazu beigetragen hat, obrigkeitsstaatliche Einstellungen und andere Hindernisse, die einer offenen und demokratischen Ordnung im Wege standen, infrage zu stellen und zu überwinden. Ungeachtet des nur kurzen Zeitfensters, in dem das linksliberale Denken wirksam war, hat die politische Kultur der Bundesrepublik diesem viel zu verdanken.