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/ 22.06.2013
Sabine Kuhlmann / Jörg Bogumil / Falk Ebinger / Stephan Grohs / Renate Reiter

Dezentralisierung des Staates in Europa. Auswirkungen auf die kommunale Aufgabenerfüllung in Deutschland, Frankreich und Großbritannien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Stadtforschung aktuell 117); 305 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18121-9
Do institutions matter? Diese Fragestellung markiert den theoretischen Ausgangspunkt der ländervergleichenden Studie über die Auswirkungen von Dezentralisierungspolitiken auf die Performance kommunalen Handelns. Die Autoren erweitern die rein institutionell orientierte Perspektive um die Prämisse, dass „institutionelle Konfigurationen zwar maßgeblichen Einfluss auf Art und Ergebnis der Aufgabenwahrnehmung in der Verwaltung haben, ihr Wirken jedoch nicht ohne die Berücksichtigung weiterer intermediärer Variablen […] verständlich wird“ (19 f.). Neben länderspezifischen und historisch-kulturellen Faktoren, der aktuellen politischen Lage und Interessenskoalitionen halten die Autoren die Art der Aufgabe beziehungsweise des Politikfeldes für wesentlich. In jedem der drei Untersuchungsländer berücksichtigen sie daher sowohl personenbezogene Dienstleistungen (aus den Bereichen Schule und Soziales) als auch technisch-planerische Aufgaben (aus den Bereichen Umwelt und Stadtplanung). Auf der Basis von Fallstudien und Datensammlungen werden insgesamt sieben Dezentralisierungsfälle analysiert und deren Auswirkungen auf die folgenden sechs Dimensionen institutioneller Performance ermittelt: demokratische Kontrolle und Verantwortlichkeit, horizontale und vertikale Koordinationsfähigkeit, Effizienz, Effektivität sowie Einheitlichkeit des Vollzugs. Ein weiteres Untersuchungskriterium stellt der jeweilige Dezentralisierungstyp (politische Dezentralisierung, administrative Dezentralisierung sowie administrative Dekonzentration) dar, der sich im Ergebnis als „weit weniger wichtig […] als vermutet“ (288) erweist. Demgegenüber werden Akteursstrategien (politics), die Charakteristik des Aufgabenfeldes (policy) sowie länderspezifische Merkmale als einflussstarke Variablen identifiziert. Die Befunde zur Entwicklung der demokratischen Kontrolle bezeichnen die Autoren als „teilweise ernüchternd“ (279) und widersprüchlich: „Dezentralisierung führte durchweg zu exekutiv-politischen Einflussgewinnen, weniger dagegen zu politisch-parlamentarischen und nur ausnahmsweise zu direkten Demokratiegewinnen für die Bürger.“ (280) Insgesamt gibt die von der DFG geförderte Studie differenziert Aufschluss über die vielfältigen Wirkungszusammenhänge zwischen Dezentralisierung und kommunaler Aufgabenerfüllung.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.212.3252.61 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Sabine Kuhlmann / Jörg Bogumil / Falk Ebinger / Stephan Grohs / Renate Reiter: Dezentralisierung des Staates in Europa. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34310-dezentralisierung-des-staates-in-europa_41179, veröffentlicht am 15.12.2011. Buch-Nr.: 41179 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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