Der Band besteht aus zwei unabhängig voneinander entstandenen, sich thematisch aber ergänzenden Arbeiten. Während von der Weiden den Werdegang der ostdeutschen Sozialdemokratie von den Ursprüngen in Schwante bis zum Leipziger Parteitag im Februar 1990 verfolgt, untersucht Schuh die Positionen und Strategien der westdeutschen SPD im Einigungsprozeß. Von der Weiden beschränkt sich weitgehend auf die Darstellung der programmatischen und organisatorischen Entwicklung der ersten DDR-Oppositionspartei. Sie verdeutlicht, daß die (in der Namensänderung von SDP in SPD symbolisch bekundete) Annäherung an die westdeutsche SPD und die zeitgleiche Herauslösung aus dem Bündnis der oppositionellen Kräfte wesentlich von der Parteibasis ausgegangen sind, ohne daß programmatische Grundpositionen der größtenteils aus dem kirchlichen Bereich stammenden Parteigründer grundsätzlich revidiert wurden. Die auch bei von der Weiden kritisch vermerkte anfängliche Zurückhaltung der westdeutschen SPD gegenüber der SDP wird von Schuh als Konsequenz der "eher etatistisch ausgerichtete[n]" (198) Deutschlandpolitik der Partei in den 80er Jahren interpretiert. Sie sieht in ihrer stärker analytisch ausgerichteten und an Werturteilen reichen Arbeit die SPD im Einigungsprozeß als Opfer ihrer die deutsche Frage vernachlässigenden Entspannungspolitik. Der unerwartete Umbruch in der DDR habe in weiten Teilen der Partei zu einer Orientierungs- und Konzeptionslosigkeit geführt, an die sich ab Frühjahr 1990 erhebliche innerparteiliche Kontroversen zwischen dem postnationalen Flügel um Lafontaine und dem patriotisch-nationalen um Vogel angeschlossen hätten. Das Hin- und Herlavieren zwischen einer kompetitiven und einer konsensorientierten Oppositionsstrategie sei schließlich vom Wähler im Superwahljahr 1990 negativ quittiert worden.