/ 22.06.2013
Philipp Bagus
Die Tragödie des Euro. Ein System zerstört sich selbst
München: FinanzBuch Verlag GmbH 2011; 205 S.; hardc., 17,99 €; ISBN 978-3-89879-670-5Das Europäische Währungssystem tendiert zur „Selbstsprengung“ (164), so lautet die Einschätzung des Professors für Volkswirtschaft Bagus, der die Grundzüge dieses Systems beschreibt und dabei insbesondere die Schwächen herausstellt. Er kritisiert beispielsweise, dass es den Euro-Staaten indirekt möglich sei, Geld zu schöpfen – anders als in einem System, das auf einem vollgedeckten Goldstandard beruht. Dies erfolge durch Defizitfinanzierungen und das Drucken von Staatsanleihen: „Jede defizitäre Regierung kann auf Kosten anderer Regierungen, die eine Politik ausgeglichener Haushalte verfolgen, profitieren“ (105). Diesem Wettlauf zur Notenpresse biete der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) nur unzureichend Einhalt. Dennoch sieht Bagus einerseits die Möglichkeit, dass der SWP reformiert sowie anschließend umgesetzt wird und mithilfe von Strukturreformen in den Defizitländern ein reales Wachstum erreicht werden kann. Andererseits besteht seiner Ansicht nach die Gefahr, dass die Deutschen zur D-Mark zurückkehren und die Europäische Währungsunion in der Folge zerbrechen wird. Bagus fordert, dass Defizitländer im Fall einer Überschreitung der Dreiprozentgrenze harte Sanktionen auferlegt werden sollten – wie etwa die Aussetzung von EU-Subventionen oder die Einschränkung des Stimmrechts in den EU-Organen. Für wahrscheinlich hält der Volkswirtschaftler die Entwicklung der EU zu einer Transferunion, in der reichere Länder ärmeren über die Europäische Zentralbank Geld zur Abdeckung ihrer Staatsschulden zukommen lassen: „In anderen Worten, Deutschland zahlt und zahlt“ (166).
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 3.5
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Philipp Bagus: Die Tragödie des Euro. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34068-die-tragoedie-des-euro_40838, veröffentlicht am 05.01.2012.
Buch-Nr.: 40838
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