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/ 25.08.2016
Kari Palonen

From Oratory to Debate. Parliamentarisation of Deliberative Rhetoric in Westminster

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Politik-Debatten-Begriffe 3); 262 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8487-2913-5
Kari Palonen vertritt die These, dass die historische Entwicklung des britischen Unterhauses zu einem Idealtypus des Parlamentarismus eng mit Veränderungen in der politischen Rhetorik verbunden war. So habe sich zwischen dem 18. Jahrhundert und dem Zweiten Weltkrieg der Modus der inhaltlichen Auseinandersetzung im Parlament von einzelnen Reden hin zum Debattieren des Für und Wider eines Gegenstandes verschoben. Gleichzeitig zeige sich in dieser parlamentarischen Methode auch eine Theorie des Wissens, in der ein Gegenstand erst durch die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven erschlossen werden kann. Hatte der Autor in seinem vorangegangenen Werk (siehe Buch‑Nr. 46262) noch die Geschäftsordnungen des Parlaments auf die historische Festigung von Verfahrensregeln hin untersucht, geht es ihm diesmal um die Herausbildung der parlamentarischen Debatte als Modus der Deliberation und als „distinct type of rhetorical procedure characterised by dissensus“ (93). Gegenstand der Untersuchung sind daher zum einen rhetorische Ratgeber, Redensammlungen, Leitfäden und Kommentare, wie sie sowohl von externen Akteuren, Mitgliedern des Parlaments, politischen Journalisten oder Theoretikern wie John Stuart Mill über die letzten Jahrhunderte im Westminster‑Kontext verfasst wurden. Zum anderen zeigt Palonen anhand von zwei großen Reformdebatten, wie nach der Vergrößerung des Parlaments und der Ausweitung der politischen Agenda im 19. Jahrhundert die zeitliche Dimension und das Agenda Setting selbst Teil der Debatten werden konnten. Vier Charakteristiken parlamentarischer Politik werden für den Autor schließlich erkennbar: Agenda Setting (wer kann auf welche Weise welche Themen zum Gegenstand der Debatte machen?), Verfahrensregeln (auf welche Weise werden welche Argumente ausgetauscht?), Zeitlichkeit (wann und auf welchen Ebenen werden Debatten geführt?) und Zeitmanagement (welche Prioritäten werden vor dem Hintergrund begrenzter Zeit gesetzt?). Mit seiner historischen Analyse legt Palonen die enge Beziehung zwischen Parlamentarismus und Rhetorik offen und verweist damit zugleich auf die Genese demokratischer Diskussionskultur.
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Rubrizierung: 2.612.212.24 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Kari Palonen: From Oratory to Debate. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/40020-from-oratory-to-debate_48333, veröffentlicht am 25.08.2016. Buch-Nr.: 48333 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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