/ 04.06.2013

Thomas Meyer
Identitäts-Wahn. Die Politisierung des kulturellen Unterschieds
Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 1997; 143 S.; 12,- DM; ISBN 3-7466-8516-8Fundamentalismen bedrohen, so die Grundthese des Buches, die Moderne in allen Kulturkreisen: "Der Konflikt zwischen fundamentalistischem Zivilisationsstil und kultureller Modernisierung ist frontal und unversöhnbar. Eine globale kulturelle Bruchlinie existiert, aber sie verläuft nicht zwischen den Kulturen, sondern in ihnen, nämlich zwischen jenen, die nach der politischen Vormacht für ihr eigenes Verständnis der kulturellen Überlieferung streben, und jenen, die einen politisch-rechtlichen Rahmen für das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen verlangen. Der Ausgang dieses Kampfes ist offen." (82) Mit zahlreichen Beispielen versucht Meyer zu zeigen, daß bei allen Unterschieden im Detail eine grundlegende Wertegleichheit besteht. Differenzen im Werteprofil sind eher auf sozio-ökonomische Variablen und nationale Erfahrungen zurückzuführen (93). Es ist die Aufgabe der Politik, dieses Miteinander zu fördern. Umgekehrt sind Thesen à la Huntington geeignet, "Stimmungen zu entfachen, die sich in Stimmen oder Zustimmung ummünzen lassen, wo Mächte herrschen wollen" (26). So ist die Politisierung kultureller Unterschiede für Meyer keine natürliche Erscheinung, sondern eine gewollte und gemachte Entwicklung, der es entgegenzuwirken gilt.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.23 | 2.22 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Thomas Meyer: Identitäts-Wahn. Berlin: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4012-identitaets-wahn_5698, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5698
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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