Sowohl deliberative Demokratietheorien als auch Wahl- und Einstellungsforschung setzen ein mehr oder minder großes Interesse und Informationsstreben der Bürger voraus. Trotzdem sind Informationsverarbeitung sowie die Zusammenhänge zwischen Gefühlen, Einstellungen und Wahrnehmungen kaum beleuchtet worden. Mit dem neuen Interesse an politischer Psychologie rücken diese nun stärker in den Blickpunkt, so auch bei zwei Jahrestagungen der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in Mainz und Duisburg 2007 und 2008, auf die dieser Sammelband zurückgeht. Im Mittelpunkt der Mainzer Tagung stand die Frage, wie rational Wähler tatsächlich entscheiden und welche Einflüsse auf ihr Verhalten existieren. In Duisburg ging es vor allem um Fragen der Informationsverarbeitung. Marco R. Steenbergen hat einen wichtigen Überblicksartikel verfasst, der auch auf Verfahren der Neurowissenschaft Bezug nimmt. Es folgen Studien zu Informationen aus Medien, Umfragen, Wahlplakaten sowie zur Verständlichkeit von Spitzenpolitikern. Vor allem die Eyetracking-Untersuchung von Stephanie Geise und Frank Brettschneider unterstreicht eindrucksvoll die Macht der Bilder. Carsten Reinemann und Marcus Maurer zeigen, dass politisch weniger Involvierte mitnichten leichter zu manipulieren sind. Insgesamt präsentiert der Sammelband eine beeindruckende Fülle vielfältiger Ansätze, die Theorien der politischen Psychologie empirisch auf die Wahl- und Einstellungsforschung anzuwenden. Er macht deutlich, wie viele Aspekte bislang zu wenig Berücksichtigung fanden.