/ 21.06.2013
Sylka Scholz (Hrsg.)
"Kann die das?" Angela Merkels Kampf um die Macht. Geschlechterbilder und Geschlechterpolitiken im Bundestagswahlkampf 2005
Berlin: Karl Dietz Verlag 2007 (Rosa-Luxemburg-Stiftung: Texte 33); 153 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 978-3-320-02103-0Gemeinsam mit ihren Studentinnen analysiert die Herausgeberin im Rahmen der Gender Studies an der Humboldt-Universität die Frage nach der Bedeutung und Wirkung von Geschlecht im Bundestagswahlkampf 2005. Erforscht wird, wie die Medien mit der Bewerbung einer Frau um das Kanzleramt umgingen und wie dabei Geschlecht konstruiert und inszeniert wurde. Die Untersuchung stützt sich auf eine qualitative Analyse von 207 Artikeln aus seriösen wie populistischen Zeitungen und Zeitschriften. Diese Medienanalyse erfolgt unter Berücksichtigung von sechs verschiedenen Dimensionen: 1. Die mediale Geschlechterpräsentation der Kandidatin, 2. Der Machtkampf zwischen Merkel und Schröder, 3. Merkel und die Machtfrage in der CDU/CSU, 4. Merkel und die Frauenfrage, 5. Merkel und die Ostfrage und 6. Frauen-/Geschlechterpolitik im medialen Wahlkampf. Ein zentrales Ergebnis der Beiträge ist, dass sich die Darstellung von Merkel ständig zwischen vermeintlich weiblichen (Fleiß, Wankelmut) und männlichen (rationale Denkweise, Zielstrebigkeit) Rollenzuschreibungen bewegte und dadurch zu Irritationen, Polarisierungen und im schlimmsten Fall zu Abwertungen („das Merkel“) führte. Die ambivalente Position der Medien erklärt sich u. a. durch die bis dato geltende, männlich geprägte Norm politischer Leistungen und Handlungsfelder, die sich nicht mit den gängigen Weiblichkeitsbildern vereinbaren ließ. Wenngleich Geschlecht stets gesellschaftlichen und kulturellen Wandlungen unterliegt, hat sich gerade in diesem Wahlkampf die Persistenz traditioneller Geschlechterarrangements gezeigt. Der Band ist durchweg als Gewinn für die Wahlforschung und kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung zu sehen, da er angefangen von Untersuchungen der programmatischen Geschlechterpolitiken der Parteien über die praktische Umsetzung bei der Besetzung von Spitzenpositionen bis hin zur Analyse symbolischer und identitätspolitischer Argumentationslinien differenzierte Einblicke in die offensichtlichen wie subtilen Herstellungsprozesse von Geschlecht(erbildern) im Wahlkampf gibt.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.332 | 2.333 | 2.331 | 2.36
Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Sylka Scholz (Hrsg.): "Kann die das?" Angela Merkels Kampf um die Macht. Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27387-kann-die-das-angela-merkels-kampf-um-die-macht_32086, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 32086
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Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
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