„Mit Katalonien verbindet man die traumhafte Küste der Costa Brava, herausragende romanische und gotische Bauten, das exzentrische Schaffen von Salvador Dalí, die Erinnerung an die Olympischen Sommerspiele von Barcelona [...] oder den bizarren Jugendstil von Antoni Gaudí“, schreibt der Historiker Collado Seidel. Die bewegte Geschichte der Region, „die sich weit über die kulturelle Dimension hinaus als eigene Nation versteht“ (7), ist hingegen weithin unbekannt. In diese führt der Autor ein. Er beginnt mit dem katalanischen Seereich, geht u. a. auf die gewaltsame Vertreibung der Mauren, die Großmachtbestrebungen Kataloniens ein und endet in der Gegenwart. Um das katalanische Nationalbewusstsein verständlich zu machen, widmet er sich besonders kulturellen Aspekten: So werden etwa frühe Schrifterzeugnisse der katalanischen Sprache als „Keime der kulturellen Identität“ und die gotischen Bauten als „eindrucksvolle Zeugnisse des Wohlstandes katalanischer Patriziergeschlechter“ (10) gewürdigt. Breiten Raum nimmt die Darstellung über den wirtschaftlichen Aufschwung im 19. Jahrhundert und die Vorreiterrolle Kataloniens im spanischen Industrialisierungsprozess ein. Wenn der Band auch nicht genuin politikwissenschaftlich, sondern historisch ausgerichtet ist, so ist er dennoch allen an Spanien Interessierten zu empfehlen, da hier ein für das Verständnis des Landes notwendiges profundes Hintergrundwissen vermittelt wird.