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/ 12.06.2013
Wilhelm Schlötterer

Macht und Missbrauch. Franz Josef Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten

Hannover: Fackelträger 2009; 412 S.; 9. Aufl.; geb., 22,95 €; ISBN 978-3-7716-4434-5
Schlötterer war seinen Ministern unbequem, mochten sie Huber oder Streibl heißen; er wurde als „Querulant“ beschimpft, mit verzögerter Beförderung, Disziplinarverfahren und Verleumdungen attackiert. So mancher Ministerpräsident schien sich nicht zu schade den Casus Schlötterer auf seine persönliche Agenda zu setzen, wie Strauß oder Stoiber. Seine Karriere als Finanzbeamter beginnt der promovierte Jurist Ende der 60er-Jahre in der tiefsten bayerischen Provinz, aber schon bald kollidiert er heftig mit der hohen Landespolitik – aus dienstlichem Pflichtbewusstsein. Schlötterer, selbst CSU-Mitglied, ist kein Bewunderer von Franz Josef Strauß, überhaupt unbeeindruckt von der Machtfülle der Parteigrößen, leitet unbeirrt im Finanzministerium das für Steuerfahndung, Steuerstrafrecht und Steuererlass zuständige Referat, deckt von Amts wegen Steueraffären und Ungereimtheiten auf, die Strauß und so manch anderem in seiner Erbfolge aufstrebenden Landespolitiker besser im Verborgenen aufgehoben schienen. Was dem Ministerialrat a. D. Schlötterer in seinem Dienstalltag widerfuhr, ist selbstverständlich nicht Abbild des durchschnittlichen Beamtenlebens. Aber dennoch erlaubt seine Karriere, die er minutiös, zuweilen dozierend, aber nicht selten mit feiner Ironie nachzeichnet, Einblicke in Funktionalitäten und Strukturen eines landesherrlichen Politikverständnisses, für das auch manchmal die Verfassungsgrenzen zu eng gesetzt scheinen.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.32.3132.3312.35 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Wilhelm Schlötterer: Macht und Missbrauch. Hannover: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14458-macht-und-missbrauch_38084, veröffentlicht am 13.04.2010. Buch-Nr.: 38084 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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