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/ 22.06.2013
Stephan Schulmeister

Mitten in der großen Krise. Ein "New Deal" für Europa

Wien: Picus Verlag 2010 (Wiener Vorlesungen im Rathaus. Edition Gesellschaftskritik 7); 160 S.; 2. Aufl.; geb., 9,90 €; ISBN 978-3-85452-586-8
Der Autor, österreichischer Wirtschaftsforscher, definiert die „große Krise“ der Weltwirtschaft in diesem Essay als den Beginn des Übergangs von einer finanz- zu einer realkapitalistischen Wirtschaftsordnung. Die Krise bereite den Boden für eine Neuordnung der Wirtschaft: Profitstreben, das die kapitalistische Dynamik der letzten dreißig Jahre und darüber hinaus angetrieben habe, werde sich wieder auf realwirtschaftliche Aktivitäten konzentrieren, ergänzt um ökologische und soziale Fragestellungen. Die EU-Staaten sind im Umgang mit der Krise durch zwei Faktoren in ihrem Handlungsspielraum stark eingeschränkt: Erstens hat sich die EU einer rigiden Sparpolitik verschrieben. Zweitens sind die Länder auf Kooperation auf der EU-Ebene angewiesen, da die Effekte ihrer nationalen Wirtschaftspolitik sonst größtenteils ins Ausland fließen würden. Nur wenn die EU-Staaten gemeinsam wirtschaftlich expandieren, stärken sie sich gegenseitig. Dies definiert der Autor als „New Deal“ für Europa, durch den sich laut Schulmeister nicht nur die Krise überwinden, sondern auch die Lebensbedingungen nachhaltig verbessern ließen. Dazu brauche es dreierlei: Erstens die Einsicht, dass der Neoliberalismus nicht im Interesse von Unternehmern und Arbeitnehmern und deshalb als Fundament einer Gesellschaftspolitik untauglich ist. Zweitens ein Konzept für eine innovative Wirtschaftspolitik für Europa – dazu legt der Autor mit diesem Essay einige Vorschläge vor (Kapitel 14 bis 16). Und drittens sei Leadership vonseiten der Politik notwendig, ein solches Konzept auch gegen „wirtschaftswissenschaftliche Bedenkenträger von gestern durchzusetzen“ (14). In den zehn Thesen, die der Autor dem Essay zugrunde legt, formuliert er unter anderem: „Die schwierigste Phase der großen Krise liegt nicht hinter uns, sondern vor uns.“ (21) In diesem Sinne ist dies eine wichtige, informative, wenn auch für Laien doch sehr stark in Fachtermini verhaftete Studie.
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.2622.613.5 Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Stephan Schulmeister: Mitten in der großen Krise. Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33431-mitten-in-der-grossen-krise_40003, veröffentlicht am 30.03.2011. Buch-Nr.: 40003 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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