/ 21.06.2013
Stephan Grohs
Modernisierung kommunaler Sozialpolitik. Anpassungsstrategien im Wohlfahrtskorporatismus
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Stadtforschung aktuell 114); 280 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-17098-5Diss. Bochum; Gutachter: J. Bogumil, R. G. Heinze. – Ideen sozialpolitischer (Neu-)Gestaltung sind in aller Regel ein wichtiges bundespolitisches Thema. Die Umsetzung einzelner Programme hingegen betrifft vorrangig die kommunale Ebene. Hierauf richtet Grohs den Fokus seiner Untersuchung von Maßnahmen der Jugendhilfe. Konkret geht es ihm darum zu klären, inwiefern die Einführung neuer Steuerungsmodelle in das verwobene Feld kommunaler Wohlfahrtsarrangements einen Einfluss auf die hier bislang anzutreffende Trägerstruktur hat. Lösen vertraglich geregelte Leistungsbeziehungen einen Rückgang der Dominanz freier Träger aus? Einer Antwort nähert sich Grohs in drei methodisch reflektierten Schritten. Nach einem historischen Abriss kommunaler Wohlfahrt werden die beteiligten Akteure vorgestellt. Unter Rückgriff auf quantitative Daten eines Projektes der Hans-Böckler-Stiftung untersucht der Autor die möglichen Auswirkungen von Ökonomisierung und vertraglicher Steuerung. Das so beschriebene Untersuchungsfeld wird in die bestehenden Theorien zu den Akteuren der Wohlfahrt eingebettet. Eine prominente Rolle spielt dabei der Neokorporatismusansatz, der zumindest in den westdeutschen Kommunen das bisherige Wohlfahrtsarrangement am treffendsten beschreibt. Tritt hier nun durch die Modernisierungsmaßnahmen ein Wandel ein? Die Antwort fällt differenziert aus. In Fallstudien über zwei ost- und zwei westdeutsche Städte zeigt Grohs, dass die neuen Länder eine eigene Entwicklung genommen haben, die insgesamt zu größerer Trägerpluralität führte. Jedoch zeigen die Beispiele in den alten Ländern, dass je nach kommunalpolitischen Machtverhältnissen in Jugendamt und Jugendhilfeausschuss nach wie vor auf Vertrauen, persönliche Kontakte und Bekanntschaften gesetzt wird. Hier wurden etablierte Strukturen – also eingeschlagene Pfade – letztlich eher manifestiert als reformiert. Diese sektorspezifische Betrachtung kommunaler Sozialpolitik zeigt, dass zumindest in der Jugendhilfe die etablierten, korporatistischen Trägerstrukturen weiterhin Bestand haben.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.325 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Stephan Grohs: Modernisierung kommunaler Sozialpolitik. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31762-modernisierung-kommunaler-sozialpolitik_37854, veröffentlicht am 25.01.2010.
Buch-Nr.: 37854
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M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
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