/ 22.06.2013
Ute Klammer / Markus Motz (Hrsg.)
Neue Wege – Gleiche Chancen. Expertisen zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 473 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18225-4Im Jahr 2008 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eine interdisziplinär zusammengesetzte Sachverständigenkommission unter dem Vorsitz von Ute Klammer, Professorin für Sozialpolitik an der Universität Duisburg-Essen, zur Erstellung eines Gutachtens beauftragt, das die Grundlage für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung bilden sollte. Dieses wurde im Januar 2011 präsentiert, den Bericht selbst verabschiedete das Bundeskabinett im Juni 2011. Neben der Kurzfassung des Sachverständigengutachtens finden sich in diesem Sammelband ausgewählte Expertisen zu zentralen gleichstellungspolitisch relevanten Themen – wie Rollenbilder und Recht, Bildung, Erwerbsleben, Zeitverwendung, Alter und Lebenslauf. In den einzelnen Beiträgen wird deutlich, dass sich trotz formaler und rechtlicher Gleichstellung die Lebensrealitäten von Frauen und Männern hinsichtlich Berufswahl, Teilhabe am Arbeitsmarkt, Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie bei der sozialen Sicherung weiterhin unterscheiden. Erklären lässt sich dies – wie beispielsweise Sandra Ohrem in ihrem Beitrag zeigt – mit der Persistenz tradierter Rollenzuweisungen bereits in der frühkindlichen Erziehung, aber auch mit dem Widerspruch zwischen arbeitsrechtlichen Möglichkeiten zur familienfreundlichen Gestaltung der Arbeitsplätze (insbesondere durch Arbeitszeitregelungen) und der faktischen beruflichen Inanspruchnahme, die dazu führt, dass flexible Arbeitszeitgestaltungen eher zulasten von Arbeitnehmern gehen, wie Rolf Wank zeigt. Die unterschiedlichen Expertisen eint der Ansatz, eine Perspektive des Lebens(ver)laufes einzunehmen. Damit wird aufgezeigt, dass für viele Frauen die Familiengründung und die darauf folgende meist stärkere Beanspruchung durch familiäre Verpflichtungen zu Einschränkungen im Bereich von berufsbedingter Mobilität (Heiko Rüger/Katharina Becker) oder Arbeitszeiten (Christina Klenner/Tanja Schmidt) führen und damit zu Einkommensverlusten und einer schlechteren Absicherung im Alter. Die Kommission hat in ihren zusammenfassenden Empfehlungen problematisiert, dass es der Gleichstellungspolitik in Deutschland an einem gemeinsamen Leitbild mangelt. Dies wird auch in den Beiträgen des Sammelbandes deutlich, der nicht zuletzt aufgrund seiner Zusammenstellung von zahlreichen empirischen Befunden und aktuellen Daten für Wissenschaft und Praxis zu empfehlen ist.
Alexandra Scheele (AS)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie der BTU Cottbus.
Rubrizierung: 2.36 | 2.34
Empfohlene Zitierweise: Alexandra Scheele, Rezension zu: Ute Klammer / Markus Motz (Hrsg.): Neue Wege – Gleiche Chancen. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34304-neue-wege--gleiche-chancen_41173, veröffentlicht am 08.03.2012.
Buch-Nr.: 41173
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Dr., Politikwissenschaftlerin, Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie der BTU Cottbus.
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