/ 04.06.2013
Jürgen Bruhn
Raubzug der Manager. Gegen einen Kapitalismus ohne Arbeit
Berlin: Aufbau-Verlag 1998; 208 S.; geb., 36,- DM; ISBN 3-351-02467-3Der Autor, für lange Jahre Journalist beim "Spiegel" und jetzt Gastprofessor für Global Studies an der California State University, zeichnet ein eindringliches, in seiner kritischen Stoßrichtung fast schon beschwörendes Bild des um sich greifenden "Kapitalismus ohne Arbeit". Dabei belastet Bruhn das Buch weder in theoretischer noch in empirischer Hinsicht mit ambitionierten wissenschaftlichen Ansprüchen; es handelt sich vielmehr um eine Streitschrift, die den Hauptverantwortlichen der soziale wie ökologische Kosten gänzlich ignorierenden ökonomischen Modernisierung zweifelsfrei in der Managerklasse identifiziert hat. Der Text ist sehr flüssig geschrieben und etliche der zahlreichen Belege, die Bruhn zur Veranschaulichung seiner Thesen heranzieht, scheinen dem Leser wenigstens dem Typus nach eigentümlich vertraut: der Autor argumentiert auf der Basis eines gut sortierten Zeitungsausschnittarchivs. Thematisch geht es ihm erstens um die Entlarvung der Ausbeutungs- und Herrschaftsstrategien der Manager (15-74, 102-110), zweitens um die Folgen des "Turbokapitalismus" (74-102, 113-134), drittens um Möglichkeiten einer Gegenwehr über Vermögensbeteiligung, Ausbau basisdemokratischer und funktionsspezifischer Partizipationsformen (Öko-, Betriebsräte, NGOs) (134-193). Nachdrücklich stellt Bruhn - unter Berufung namentlich auf Gorz, Rifkin, Beck und Bourdieu - den Dritten Sektor als realisierbare Alternative dem System der produktivitätsbedingten Arbeitsplatzvernichtung gegenüber. Nicht ohne eine gewisse Ironie erscheint damit gerade der "rabiate" Kapitalismus, der demnächst mit nur noch 20 % der Erwerbspersonen auszukommen glaubt, Vorbereiter eines Zustands, in dem die Mehrheit dann selbstbestimmter, nicht erwerbsorientierter Arbeit nachgehen könnte.
Inhalt: Die Herrschaft der Manager: Die West Point Connection; Trennung von Eigentum und Kontrolle; Die Technokraten - Oder Mr. Roosevelt Meets Mr. Keynes; Die neuen Verfahrensweisen; Die Angebotswirtschaft; Die Abkassierer. Turbokapitalismus - ein Kapitalismus ohne Arbeit: Die Legende von der Globalisierung; Brot und Spiele; Das Haifischbecken der neuen Barbaren; Vom Sozialstaat zum Standortstaat; Der Staat der Manager. Der Aufstand gegen die "blinde Elite": Eine Primitivform des Sozialdarwinismus; Die Besessenheit von der Wettbewerbsfähigkeit und vom grenzenlosen Wachstum; Der Dritte Sektor; Eine Kultur der Verlangsamung; Die neuen Ökoräte; Die neuen Betriebsräte; NGO und mitbestimmende Demokratie; Anders arbeiten, anders leben.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Jürgen Bruhn: Raubzug der Manager. Berlin: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5604-raubzug-der-manager_7303, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7303
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA