/ 22.06.2013
Detlev Ehrig / Uwe Staroske / Otto Steiger (Hrsg.)
The Euro, the Eurosystem and the European Economic and Monetary Union/Der Euro, das Eurosystem und die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Reviews and Prospects of a Unified Currency/Rück- und Ausblicke auf eine einheitliche Währung
Berlin: Lit 2011 (Theorie der Zentralbank, Finanzmärkte und Währungsunionen 2); 264 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8258-1394-9Ein Sammelband zu Fragen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, der sich im Wesentlichen aus Beiträgen zusammensetzt, die bereits zehn Jahre und älter sind und lediglich überarbeitet wurden, irritiert. Eine Ausnahme bildet hier nur der erste Aufsatz von Ehrig und Staroske, sie setzen sich mit den ungleichen und oft vernachlässigten Leistungsbilanzsalden zwischen den Mitgliedsländern der Eurozone auseinander. Zu Recht stellen Ehrig und Staroske fest, dass bei der Festschreibung der sogenannten Maastricht-Kriterien im Stabilitäts- und Wachstumspakt „ein makroökonomisches Kreislaufdenken“ (13) auf der Strecke geblieben ist. Unterlegt durch entsprechend aktuelles Datenmaterial betrachten die beiden Autoren vor allem die makroökonomischen Ungleichgewichte der PIIGS-Staaten sowie der Staaten Osteuropas, deren Situation ebenfalls gerne ausgeblendet wird. Auf diese Weise kommen sie zu dem Ergebnis, dass die „europäischen Länder der gegenwärtigen Euro-Zone [...] erhebliche Schwierigkeiten [haben], die Konvergenzkriterien nachhaltig zu erfüllen“ (25). Gerhard Leithäuser setzt sich in seinem Beitrag mit dem „Inflation Targeting“ auseinander – ein Thema, das angesichts der heftig umstrittenen Geldpolitik der EZB hohe Aktualität genießt. Nachvollziehbar kann er darstellen, dass die Verpflichtung zur Erreichung eines punktgenauen und gesetzlich normierten Inflationsziels aufgrund einer schlechten statistischen Datenqualität, mangelhaften Kenntnissen über die Wirkungsverzögerungen sowie möglichen Prognosefehlern kontraproduktive Folgen entfalten und so ein Inflation Targeting „nahezu unmöglich machen“ (88) kann. In der Konsequenz droht der Zentralbank ein Glaubwürdigkeitsproblem. Für Nicht-Ökonomen mögen diese allgemeinen Überlegungen durchaus von Interesse sein. Allerdings berücksichtigt dieser Beitrag – ähnlich wie auch die Mehrzahl der anderen Aufsätze dieses Bandes – lediglich die Literaturlage bis 2001. Besonders problematisch erweist sich dies bei dem Beitrag von Charles Goodhart, der 2001 entstanden ist und sich mit der Frage nach einer europäischen Finanzaufsicht befasst. Auch wenn der vorangestellte Abstract zu suggerieren versucht, dass es sich dabei um eine aktuelle Grundsatzfrage handelt, so mutet ein Aufsatz, der die jüngsten Entwicklungen in diesem Feld nicht berücksichtigt, doch wie ein Artefakt längst vergangener Zeiten an.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 3.5 | 3.3
Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Detlev Ehrig / Uwe Staroske / Otto Steiger (Hrsg.): The Euro, the Eurosystem and the European Economic and Monetary Union/Der Euro, das Eurosystem und die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35414-the-euro-the-eurosystem-and-the-european-economic-and-monetary-unionder-euro-das-eurosystem-und-die-europaeische-wirtschafts--und-waehrungsunion_42689, veröffentlicht am 06.09.2012.
Buch-Nr.: 42689
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Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
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