Von Knoeringen war in den fünfziger und sechziger Jahren einer der führenden Politiker der bayrischen SPD. Seine politische Biografie begann mit der für einen „Reichsfreiherrn“ eher untypischen Hinwendung zur sozialistischen Arbeiterjugend in der Weimarer Republik und einem Engagement im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, die nächsten Stationen in seinem Leben waren geprägt von nationalsozialistischer Verfolgung, Widerstandstätigkeit („Neu Beginnen“) und dem Exil erst in Österreich, der Tschechoslowakei, Frankreich und schließlich in England. Von Knoeringen arbeitete während des Krieges für die BBC, war als Dozent für deutsche Kriegsgefangene zuständig und wurde 1947 Vorsitzender der bayrischen SPD. Von bundespolitischer Bedeutung war sein Engagement für eine Annäherung der SPD an die Kirchen und die programmatische Erneuerung im Umfeld des Godesberger Programms. Ideengeschichtlich ist sein Eintreten für einen konsequent freiheitlichen Sozialismus von besonderem Interesse. In dieser Publikation werden die Spuren seines Lebens nachgezeichnet: Im ersten Band sind Aufsätze von Weggefährten und Wissenschaftlern versammelt, die sich mit Biografie und Werk beschäftigen. Hans-Jochen Vogel referiert die Biografie seines politischen Mentors, in anderen Beiträge werden die Wandlungen im politischen Denken von Knoeringens dargestellt, seine Rolle im Prozess der „Westernisierung“ (53) der SPD, seine Vorstellungen von demokratischem Sozialismus oder die Zeit als bayrischer Landes- und Fraktionsvorsitzender. Der zweite Band enthält Briefe, Reden, Interviews und einen Aufsatz des Politikers. Diese Quellen gestatten interessante Einblicke sowohl in seine politische Biografie als auch in die damalige Situation der SPD.