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/ 12.05.2016
Leiv Eirik Voigtländer

Armut und Engagement. Zur zivilgesellschaftlichen Partizipation von Menschen in prekären Lebenslagen

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (Gesellschaft der Unterschiede 26); 318 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-8376-3135-7
Diss. FU Berlin; Begutachtung: W.‑D. Narr, M. Mayer. – Weder in der Armuts‑ noch in der Partizipationsforschung wurde der Perspektive der Betroffenen bislang eine zentrale Rolle eingeräumt. Diese Lücke möchte Leiv Eirik Voigtländer im Rahmen seiner Dissertation füllen und fragt auf Basis qualitativer Interviews – ergänzt um ausführliche Literaturstudien – nach den Bedingungen, die sich förderlich oder hemmend auf die soziale und sozialpolitische Praxis der bürgerschaftlich Aktiven, die von Armut betroffen sind, auswirken. Die meisten Erkenntnisse der Studie sind zwar nicht neu, wie der Autor selbst eingesteht. Allerdings fehlte es bislang an einer umfassenden empirischen Fundierung des Wissens über Faktoren, die für die Marginalisierung der politischen Aktivitäten der von Armut Betroffenen verantwortlich sind. Diese liefert Voigtländer und zeichnet detailliert die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien von Erwerbslosen und/oder von Armut betroffenen Menschen nach – in seinen Worten: Der Mehrwert der Studie besteht in der „konkreten Erfahrung von abstrakt bekannten Sachverhalten“ (292). Wenig überraschend ist zunächst die Erkenntnis, dass die Konzentration auf das absolut Notwendige, die in einer Situation von Erwerbslosigkeit und Armut geboten ist, die Spielräume für individuelles und kollektives Handeln massiv einschränkt. Erschwerend kommen zum einen die öffentliche Stigmatisierung der Betroffenen sowie zum anderen die vor allem seit den Hartz‑Reformen massiv eingeschränkten sozialen Rechte der Leistungsbezieher_innen hinzu. Gerade vor dem Hintergrund dieser erschwerenden Faktoren ist jedoch interessant, dass für viele der interviewten Personen ihr ehrenamtliches Engagement keinen reinen Selbstzweck darstellt. Im Gegenteil ziehen sie einen wesentlichen Teil ihrer Motivation aus der Vorstellung, gesamtgesellschaftlich etwas bewirken zu können – selbst, wenn ihr Engagement dabei nicht zur Verbesserung ihrer eigenen Situation beiträgt. Insgesamt legt Voigtländer ein sehr lesenswertes Buch vor, das in vielerlei Hinsicht ein Bild von Erwerbslosen vermittelt, das konträr zur öffentlichen Wahrnehmung steht – einer auch medial und politisch geförderten Wahrnehmung, die sich oftmals zwischen Verachtung, Stigmatisierung und Desinteresse bewegt.
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Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Leiv Eirik Voigtländer: Armut und Engagement. Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39670-armut-und-engagement_47706, veröffentlicht am 12.05.2016. Buch-Nr.: 47706 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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