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/ 20.02.2014
Heinrich Geiselberger / Tobias Moorstedt (Bearb.)

Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2013 (edition unseld Sonderdruck); 309 S.; 14,- €; ISBN 978-3-518-06453-5
Big Data – ein Begriff ohne feste Bedeutung, der aber – vielleicht wegen der vielen Assoziationen, die er hervorzurufen mag – einige Aufmerksamkeit genießt. Der Sammelband vereint unterschiedliche Perspektiven auf dieses Phänomen der umfassenden Datensammlung und ‑auswertung. Die Herausgeber veröffentlichen neben Texten, die originär für den Band verfasst worden sind, auch ältere, teilweise überarbeitete Beiträge, die im Lichte aktueller Entwicklungen in Politik und Wissenschaft ihre Relevanz behaupten. Die Aufsätze vermitteln einen Überblick über Definitionen, empirische Beispiele (erster Teil) und Auswirkungen von Big Data auf die Wissensproduktion (zweiter Teil). Dietmar Offenhuber und Carlo Ratti plädieren für ein differenziertes Verständnis vom Verhältnis von Technologie und Gesellschaft. Sie sehen Daten als „Material, aus dem Modelle unterschiedlicher Zukünfte gebaut werden“ (154). Sie weisen damit auf ein wichtiges Problem im Umgang mit großen Datenmengen hin. Während ein Teil der Autor_innen Big Data vor allem als Mittel zu einer möglichst genauen Prognose zukünftiger Zustände sieht, geht es anderen darum, diverse Szenarien zu entfalten. Sie knüpfen an die Frage an, wozu Big Data dienen soll, und beleuchten Techniken des Erkenntnisgewinns in den Sozialwissenschaften. Ist in Zeiten der umfassenden Verdatung menschlichen Verhaltens wirklich noch Modellbildung, also die Frage nach Kausalzusammenhängen beobachtbarer Phänomene, notwendig? Dieser Fragestellung widmen sich mehrere Aufsätze im zweiten Teil des Buches. Dirk Baecker bringt mit seinem Text über Metadaten in der These, „dass wir es mit einem Tripel von Datenmengen, Algorithmen und Beobachterinteressen zu tun haben“ (182), einen sicher nicht sehr umstrittenen Standpunkt zum Ausdruck. Seine Sichtweise, den Metadaten zur Bewältigung von Big Data systematisch Aufmerksamkeit zu widmen, ist eine interessante Idee, die Analyse von großen Datenmengen (sozialwissenschaftlich) zu bewältigen. Auch danah boyd und Kate Crawford widmen sich diesem Thema. „Bei Big Data geht es [...] weniger um große Datensätze als um die Fähigkeit, Daten zu analysieren, zu aggregieren und Querverbindungen herzustellen.“ (188) Sie betonen ein Zusammenspiel von Technologie, Analyse und Mythologie. Resultat sei eine Verschiebung in der Definition von Wissen. Auch das Denken über wissenschaftliche Forschung verändere sich radikal auf den Ebenen der Epistemologie und Ethik, nicht nur im Bereich der Methoden. Der Verweis auf die neue Qualität der Erkenntnis, die auch die Neudefinition von Objektivität in der Wissenschaft einfordert, zieht sich durch fast alle Texte des Bandes. Damit gelingt den Herausgebern eine anregende und vielfältige Darstellung ganz unterschiedlicher Facetten des Phänomens Big Data – im Alltag wie in der sozialwissenschaftlichen Forschung.
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.22.22 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: Heinrich Geiselberger / Tobias Moorstedt (Bearb.): Big Data. Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36775-big-data_45093, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 45093 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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