/ 18.06.2013
Christian Schwaabe
Der distanzierte Bürger. Gesellschaft und Politik in einer sich wandelnden Moderne
München: CAP 2002 (Schriftenreihe der Forschungsgruppe Deutschland 12); 197 S.; 14,50 €; ISBN 3-933456-20-7Immer öfter wird die Politikverdrossenheit der Bürgerinnen und Bürger beklagt und die Distanz zum politischen System nicht selten als demokratiegefährdend betrachtet; als Gegenmittel wird empfohlen, die Partizipationsmöglichkeiten des Einzelnen zu erweitern. Doch diese Diagnose, so der Autor, ist nicht ganz zutreffend. Zwar existiere durchaus ein Grad von Distanz zum politischen System, der tatsächlich demokratiegefährdend sei. Viele in diesem Zusammenhang genannte Phänome - wie beispielsweise die sinkende Anzahl von Parteimitgliedschaften - deuteten jedoch nicht unbedingt auf eine grundsätzliche Abkehr vom politischen System hin. Vielmehr sei dies der Ausdruck von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, insbesondere Individualisierungsprozessen, die u. a. mit einer Abnahme tradierter Bindungen einhergingen. Insofern sei eine so genannte "zivilisierte" Distanz nicht negativ zu bewerten; sie sei vielmehr die zeitgemäße Ausdrucksform des selbstbewussten, autonomen und politischen, aber nicht politisierten Bürgers.
Inhaltsübersicht: 1. Der Diskurs über die Politikverdrossenheit; 2. Klassisch deutsche Missverständnisse über die Politik; 3. Gute Gründe für Distanz zur institutionalisierten Politik; 4. Formen bürgerlicher Distanz zum politischen System; 5. "Starke Demokratie" und "zivilisierte Distanz"; 6. Liberaler und bundesdeutscher Pragmatismus; 7. Distanz in einer "Welt ohne Halt".
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.35 | 2.33 | 2.32
Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Christian Schwaabe: Der distanzierte Bürger. München: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18237-der-distanzierte-buerger_21087, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 21087
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Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
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