/ 11.06.2013
Frank Schulz-Nieswandt
Herrschaft und Genossenschaft. Zur Anthropologie elementarer Formen sozialer Politik und der Gesellung auf historischer Grundlage
Berlin: Duncker & Humblot 2003 (Schriften zum Genossenschaftswesen und zur Öffentlichen Wirtschaft 37); 154 S.; 56,80 €; ISBN 3-428-10094-8Angesichts der drängenden aktuellen sozialpolitischen Probleme dominieren derzeit Forschungs/index.php?option=com_content&view=article&id=41317, die praktisch verwertbare Erkenntnisse versprechen. Schulz-Nieswandt will mit dieser Arbeit jedoch eine grundlegende theoretische Fundierung der Sozialpolitik bieten. Sozialpolitik ist, so die zentrale These des Autors, in ihrer Struktur als Dialektik von egalitären (Genossenschaft) und hierarchischen Prinzipien (Herrschaft) begreifbar. Dabei spielt die Praxis des Schenkens (Gabe) eine wesentliche Rolle. Aus anthropologisch-ethnologisch-historischer Perspektive zeichnet er die unterschiedlichen Ausprägungen, Veränderungen sowie die Genese dieses Prinzips anhand verschiedener gesellschaftlicher Phänomene vornehmlich aus vorchristlicher Zeit und dem Mittelalter nach; dabei bezieht er verschiedene Kulturkreise mit in die Überlegungen ein.
Aus dem Inhalt:
A. Elementare Formen sozialer Politik und ihre institutionellen und kognitiven Vektoren
I. Anthropologischer Prolog
II. Leiden und Gerechtigkeit: Zum „Sitz des Lebens"
III. Zwischen Bolkestein und Gierke: Orientalisch-griechischer Dualismus und der binäre Code „Herrschaft versus Genossenschaft"
IV. Vorstudien zum Themenkomplex und erste Befunde
B. Die vorchristlichen Wurzeln: die Archetypen der „alttestamentlichen" und „homerischen" Gesellschaft
I. Die Verwurzelungen im „Dark Age" im gesamten Mittelmeerraum
II. Schuldknechtschaft, sakrales Königtum und „primitive Demokratie" im kanaanitisch-israelitischen Altertum
III. Das homerische Protoplasma der Polis-Bildung in geometrischer Zeit
C. Die nach-christliche Entwicklung: die synkretistischen Formen
I. Die Grundlegung des europäischen Pfades
II. Die frühchristliche Gemeinde: Ein synthetischer Archetypus mit endogener Neigung zur Transformation
III. Gastfreundschaft und Xenodochium: Eine gestaltgebende Entwicklung im orientalisch-europäischen Synkretismus
IV. Ausblick auf die Geschichte der europäischen Sozialpolitik im Lichte der Dialektik von Herrschaft und Genossenschaft
V. Weltweite Analogien zur Dialektik von Herrschaft und Genossenschaft in diachroner wie synchroner Perspektive
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.2
Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Frank Schulz-Nieswandt: Herrschaft und Genossenschaft. Berlin: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9486-herrschaft-und-genossenschaft_23660, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23660
Rezension drucken
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
CC-BY-NC-SA