/ 09.07.2015
Volker Best
Koalitionssignale bei Landtagswahlen. Eine empirische Analyse von 1990 bis 2012
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Parteien und Wahlen 9); 549 S.; brosch., 98,- €; ISBN 978-3-8487-1974-7Politikwiss. Diss. Bonn; Begutachtung: F. Decker, V. Kronenberg. – Volker Best verfolgt mit der „systematische[n] Erfassung der Koalitionssignale auf Länderebene“ ein ehrgeiziges Ziel, wofür er „erstmals eine umfassende und differenzierte Typologie entwickelt“ (29). Auf die Sichtung des theoretischen Forschungsstands zu Koalitionsbildung und ‑signalen folgt ein Abriss der Entwicklung der Parteiensysteme und Koalitionsbildungen in den einzelnen Bundesländern. Als Erklärungsfaktoren für die realtypischen Länderkoalitionen erörtert Best unter anderem die jeweilige Koalitionslage im Bund, aber auch politikinhaltliche sowie personenbezogene Entscheidungsmotive. Die Typologie von Koalitionssignalen bildet das Herzstück seiner Methodik, wobei er zwischen positiven, negativen und neutralen sowie zusätzlich zwischen impliziten und expliziten Koalitionssignalen unterscheidet. Bei der Auswertung der empirischen Befunde werden neben der zeitlichen Entwicklung der Koalitionssignale auch die einzelnen Parteien und Koalitionsoptionen gesondert beleuchtet. In der Schlussbetrachtung resümiert Best die wichtigsten Ergebnisse: Im Durchschnitt registrierte er zwischen 1990 und 2012 pro Landtagswahl 26,7 Koalitionssignale, wovon allerdings seiner Ansicht nach nur 15,9 als relevant anzusehen sind und positive sowie explizite Signale überwiegen. Während bis zum Jahr 2005 „Koalitionsausschlüsse mit um die 46 Prozent noch mit Abstand die am weitesten verbreitete Form der Positionierung der Parteien zueinander im Wahlkampf darstellten“ (410), reduzierte sich dieser Anteil danach signifikant auf 36,5 Prozent und musste vielfach einer jetzt deutlich häufigeren neutralen Positionierung weichen. Der Vergleich der einzelnen Länder offenbart „ein hohes Maß an Heterogenität“ (411), wobei der Anteil relevanter Koalitionssignale von weniger als einem Drittel in Bayern bis zu knapp 80 Prozent in Nordrhein‑Westfalen und Niedersachsen reicht. Länderübergreifend erweist sich bei den Vorwahlsignalen eine starke Traditionsverhaftung als charakteristisch: „Rot‑Grün und Schwarz‑Gelb stellten zusammen 81 Prozent aller Vorabbündnisse, weit dahinter folgten Große, rot‑rote und sozialliberale Koalitionen“ (418). Die post‑elektorale Wirklichkeit steht dazu freilich im schroffen Kontrast, kam es doch nach lediglich 29 Prozent der untersuchten Wahlen tatsächlich zu einer schwarz‑gelben oder rot‑grünen Lagerkoalition.
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Rubrizierung: 2.325 | 2.331 | 2.332 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Volker Best: Koalitionssignale bei Landtagswahlen. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38632-koalitionssignale-bei-landtagswahlen_47355, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 47355 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA