/ 20.06.2013
Kay Müller
Schwierige Machtverhältnisse. Die CSU nach Strauß
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004; 259 S.; brosch., 32,90 €; ISBN 3-531-14229-1Für die politischen Beobachter der 60er- bis 80er-Jahre waren Strauß und die CSU fast ein Synonym. Als der bayerische Ministerpräsident 1988 starb, schien die CSU daher besonders führerlos. Aber während in Europa die christdemokratischen Parteien überall von Krisen geschüttelt wurden, erholte sich die CSU erstaunlich schnell. Müller fragt daher: „Warum konnte die CSU allen exogenen (inter)nationalen Trends und endogenen Problemen zum Trotz dauerhaft so stabil bleiben?“ (13) Und daran anschließend: „Ist die CSU von einer oder mehreren Führungspersonen abhängig oder besitzt sie im bayerischen und bundespolitischen politischen System nach wie vor einen strukturellen Vorteil gegenüber anderen Parteien?“ (13) Während der Aufstieg der CSU und die Absicherung ihrer Macht gut erforscht ist, versucht der Autor in dieser Arbeit über den Zeitraum von 1988 bis 2002 die Gründe für den Erfolg der CSU nach 1988 unter den für sie ungünstigeren Rahmenbedingungen zu klären: Unter Stoiber wurde die Partei „re-bajuwarisiert“, was ihr im Bund – wie die Bundestagswahl 2002 zeigte – zum Nachteil, in Bayern selbst aber zum Vorteil gereichte. Bei vergleichsweise flachen Hierarchien und „durch noch stärker kleinräumliche Bezüge könnte die Partei die Gefahr eines ‚Interessenbruchs’ zwischen den einzelnen Parteiebenen verhindern, vor allem indem sie lokale Politik mit landespolitischen Belangen verbindet“ (233). „Gelingt es ihr mithilfe ihrer Funktionsträger im lokalen Raum, kreative Milieus zu schaffen und sie für die CSU zu politisieren, gelingt es ihr, mithin neue Netzwerke im intermediären System zu knüpfen, und sei es auch nur in ihren Hochburgen auf dem Land, gelingt es ihr dann noch durch ihre Anhänger, die Partei auch weiterhin über die Kreisverbände mit dem Parlament und damit auch den staatlichen Institutionen zu vernetzen: Dann ist die CSU auch langfristig in Bayern nicht von der Macht zu verdrängen.“ (236)
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325
Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Kay Müller: Schwierige Machtverhältnisse. Wiesbaden: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23241-schwierige-machtverhaeltnisse_26627, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 26627
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
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