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/ 05.09.2013
Ralph Rotte / Martin Steininger

Wahlergebnisse im Freistaat Bayern. Die strukturellen Einflussfaktoren seit 2002

Berlin: Lit 2012 (Landespolitik 5); 66 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11826-4
Ralph Rotte und Martin Steininger untersuchen in ihrer kurzen Wahlstudie die sozioökonomischen Determinanten der Wahlergebnisse von CSU, SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern bei den bayerischen Landtagswahlen 2003 und 2008. Ergänzend kommt eine Betrachtung des Wahlergebnistrends der CSU zwischen 2002 und 2009 auf Kommunal‑, Bundes‑ und europäischer Ebene hinzu. Anders als klassische Wahlstudien, die in der Regel auf Umfragedaten, das heißt Individualdaten basieren, greift diese Analyse auf ein breites Spektrum an Makrodaten der Regional‑ und Wahlstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung zurück. Die Studie ist somit der Kategorie der ökologischen Wahlanalysen zuzuordnen. Im Zentrum solcher Wahlanalysen stehen die geografischen Einheiten und die in ihnen vorzufindenden sozioökonomischen Merkmale, die als strukturelle Bedingungsfaktoren für Wahlverhalten angesehen werden. Die Autoren orientieren sich somit an soziotropischen Theorien des Wahlverhaltens, die „die Bedeutung des allgemeinen Umfeldes für die Entscheidungen des Einzelnen“ (27) betonen. Damit grenzen sie sich von umfragebasierten Wahlstudien ab. Als potenzielle Erklärungsfaktoren für das bayerische Wahlverhalten benennen die Autoren unter anderem die Regierungsbezirke, Gemeindegröße, Alters‑ und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung, landwirtschaftliche Struktur, Beschäftigungs‑ und Arbeitsmarktsituation sowie die Lage der Gemeindefinanzen. Die Ergebnisse der Studie sind aufgrund der gewählten Herangehensweise mit Bedacht zu betrachten und können hier aufgrund der Platzbeschränkung nicht ansprechend dargelegt werden. Sie ähneln teilweise bekannten Forschungsergebnissen (je kleiner die Gemeinde, desto höher die Wahrscheinlichkeit der CSU‑Wahl), teilweise weichen sie davon ab. Ein Beispiel ist der Befund, dass vor allem in Kommunen mit jungen Wählerinnen und Wählern (18 bis 24 Jahre) die Wahrscheinlichkeit der CSU‑Wahl steigt, während zum Beispiel die Wahl der Grünen vor allem von Männern ab 65 Jahren präferiert wird. Der Ansatz der Studie ist interessant, jedoch sollten die gewonnenen Erkenntnisse kritischer diskutiert und beispielsweise mittels einer Mehrebenenanalyse unter Einbezug von Individualdaten eingehender geprüft werden.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.3252.332 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Ralph Rotte / Martin Steininger: Wahlergebnisse im Freistaat Bayern. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36145-wahlergebnisse-im-freistaat-bayern_44159, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 44159 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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