Die Herausgeber wollen einen nachhaltigen Beitrag zur Analyse von Landespolitik leisten und haben diesen Sammelband konzeptionell breit angelegt. Neben der Untersuchung der Wahlergebnisse und der Darstellung von Wahlkampfaktivitäten geht es ihnen darum, die beiden Landtagswahlen im Lichte der jeweiligen politischen Kultur, der soziostrukturellen Rahmenbedingungen, der Wählerschaft, der Parteiensysteme und der Medienlandschaft zu betrachten. „Insofern ist Wahlkampfanalyse auch Analyse politischer Systeme und umfasst Politics, Polity und Policy.“ (1) Ein besonderes Augenmerk wird auf die bundespolitischen Einflüsse auf Landtagswahlen gerichtet. So zeigt etwa die Analyse des Wahlverhaltens bei der baden-württembergischen Landtagswahl, dass 90 Prozent der Nichtwähler ihre Nichtwahl mit der Bundespolitik begründeten (Gabriel/Völkl). Allgemein habe, so resümiert Burkhart ihre statistische Auswertung von 77 Landtagswahlen über einen Zeitraum von zwanzig Jahren, die Bedeutung bundespolitischer Einflüsse zugenommen, sodass die Autonomie von Landtagswahlen angezweifelt werden müsse. Anders argumentiert Eilfort, der die landesspezifischen politisch-kulturellen Entwicklungslinien als Beleg für eine relative Eigenständigkeit betrachtet. Im Hinblick auf die Parteiprogrammatik und die Wahlkämpfe zeigen sich Unterschiede zwischen der Bundes- und Landesebene. Für die Durchführung von Wahlkampagnen auf der Wahlkreisebene lasse sich die Amerikanisierungsthese nicht belegen, hier seien „eher Vergleiche zur Adenauerzeit denn zum modernem Wahlkampf à la Clinton und Blair zu sehen“ (Jessen/Zolleis, 187). In ihrer Schlussbetrachtung der in den Beiträgen hervorgebrachten zahlreichen differenzierten Einzelergebnisse verorten die Herausgeber die Landtagswahlen „zwischen Unikat und [bundespolitischem] Abbild“ (268), die Wahlkampagnen „zwischen Gestaltungsfreiraum und Strukturdeterminanz“ (270) und die Parteien „zwischen Provinz und Hausmacht“ (272).