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/ 28.04.2016
Andreas Zick / Beate Küpper

Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland. Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Ralf Melzer und Dietmar Molthagen

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2015; 220 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-8012-0478-5
Statistisch betrachtet wurden in der Zeit zwischen Januar und Oktober 2015 pro Tag zwei Anschläge auf Asylunterkünfte verübt. Diese „Enthemmung und Verrohung“ (8) in Teilen der Gesellschaft, die bisher nicht eindeutig rechtsextremen Kreisen zuzuordnen waren, sind für Dietmar Molthagen und Ralf Melzer ein deutliches Zeichen für das Wachstum des Rechtspopulismus in Deutschland. Auch AfD und Pegida seien diesem Spektrum inzwischen klar zuzuordnen, betonen die Wissenschaftler, die beide für die herausgebende Friedrich‑Ebert‑Stiftung im Bereich Integration beziehungsweise Rechtsextremismus tätig sind. Melzer führte für den Sammelband ein Interview mit Bundesjustizminister Heiko Maas. In diesem kritisiert Maas Facebook noch einmal dafür, dass der Konzern Beiträge, die gegen Prüderie oder Urheberrecht verstießen, schnell entferne, sich bei rassistischer Hetze bisher aber wenig konsequent zeige: „[W]enn statt kommerzieller Interessen die Würde des Menschen betroffen ist, dann hat man bisher Aufwand und Kosten gescheut“ (15). Andreas Hövermann, Eva Groß und Andreas Zick sehen im Rechtspopulismus marktförmige Formen von Extremismus. Die Ökonomisierung der Gesellschaft und eine auch im Privaten dominante Markt‑ und Leistungslogik lieferten „Legitimationen dafür […], bestimmte Gruppen auszuschließen“ (96) und etwa zwischen „ökonomisch wertvollen [und] ökonomisch vermeintlich weniger nützlichen Einwanderern“ (96) zu unterscheiden. Sie vermuten, dass es auch diese Art Standesdünkel ist, die Pegida und AfD so populär und anschlussfähig machen. Antisemitismus dagegen spiele in den beiden Gruppen bisher keine „zentrale“, „öffentlich wahrnehmbare“ (181) Rolle, stellen Gideon Botsch und Christoph Kopke in ihrem Beitrag fest. Im Gegenteil, die Rechtspopulisten grenzten sich sogar plakativ gegen Antisemitismus ab oder instrumentalisierten eine vorgeblich solidarische Haltung mit Israel für ihre islamfeindlichen Aussagen. Die Denkstrukturen rechter Verschwörungstheorien, die eine geheime Manipulation von Politik, Medien und öffentlicher Meinung unterstellen und bei den genannten Bewegungen eine wichtige Rolle spielen, sind nach Ansicht der Autoren jedoch häufig „unmittelbar mit dem klassischen Weltbild der ‚jüdischen Weltverschwörung’ verbunden“ (192).
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Rubrizierung: 2.3312.37 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Andreas Zick / Beate Küpper: Wut, Verachtung, Abwertung. Bonn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39634-wut-verachtung-abwertung_48057, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 48057 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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