In Österreich habe es in den letzten Jahren einen beispiellosen Verfall der politischen Kultur gegeben, so die zentrale These der „Presse“-Redakteurin. Unaufrichtigkeit, Opportunismus und die weitgehende Ausrichtung des Handelns an der Förderung der eigenen Karriere seien kennzeichnend für das Verhalten der meisten österreichischen Politiker. Es sei fast als normal zu betrachten, dass sich Politiker nicht an Zusagen hielten und insbesondere Wahlversprechen kaum einlösten. Zudem sei häufig eine Verquickung von politischen Mandaten mit privaten wirtschaftlichen Interessen sowie Pöstchenschiebereien festzustellen. Auch die Umgangsformen würden immer rauer und selbst grundlegende Benimmregeln würden teilweise nicht mehr eingehalten. Die Medien kämen ihrer kritischen Funktion kaum noch nach. Bedingt durch die zunehmende Ökonomisierung sinke das Niveau der Berichterstattung stetig und qualifizierte Hintergrundrecherchen würden immer seltener. Diese Missstände würden von der Bevölkerung weitgehend hingenommen; viele Bürger hätten sich mit der Situation arrangiert. Nur selten gebe es Versuche, Kritik zu üben oder negative Verhaltensweisen an der Wahlurne zu ahnden. Die von ihr diagnostizierten Tendenzen und Missstände illustriert die Autorin durch zahlreiche Episoden und Vorfälle aus dem politischen Alltag aller Parteien der letzten Jahrzehnte. Das an ein breites Publikum gerichtete Buch hat einen eher essayistischen Charakter und vermittelt in erster Linie die Beobachtungen und Eindrücke einer erfahrenen Journalistin.