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/ 21.06.2013
David Lederbauer

Dancing in the street. Musik, Politik und Soziale Bewegungen am Fallbeispiel von SambAttac

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009; 192 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8329-4444-5
Politikwiss. Diss. Innsbruck; Gutachter: A. Scott, R. Gärtner. – Politik und Musik, so führt Lederbauer einführend aus, werden häufig in Zusammenhang gesetzt, ob bei Events wie den Live-Aid-Konzerten oder wenn beispielsweise Parteitage und Kampagnen mit bestimmten Liedern unterlegt werden. Dennoch finden sich Untersuchungen über die Wechselwirkungen von Politik und Musik fast ausschließlich im Bereich der Soziologie oder Musikwissenschaften. In seiner Einzelfallstudie untersucht der Autor die Funktion der Musik für die Gruppendynamik oder die Identitätsprozesse innerhalb einer sozialen Bewegung. Musik erzeugt Gemeinschaft und Abgrenzung, zudem sind die Grenzen zwischen „guter Agitation auf der einen Seite und schlechter Manipulation auf der anderen schwer zu ziehen“ (12). So oder so erweise sich Musik als Machtinstrument. SambAttac ist eine Untergruppierung des globalisierungskritischen Netzwerks ATTAC, dessen Mitglieder sowohl musikalische als auch politische Laien sind. Der Autor betont dies, da es ihm um die Analyse alternativer Partizipationsformen in sozialen Bewegungen geht, die sich eben durch jene unprofessionelle Form politischen Engagements auszeichnen. Lederbauer beschreibt Musik als „klangliches Ereignis, welches sich innerhalb von Raum und Zeit entfaltet, wie auch [als] ein gesellschaftliches Konstrukt“ oder „die Gemeinschaft aus Inhalt und Kontext, aus Klang und dessen sozialer Rahmung“ (77). Von dieser reichlich abstrakten Definition aus stellt er Musik schließlich als „Framing-Prozess“ dar. So seien soziale Bewegungen Rahmungsprozesse für kollektives Handeln, und Musik erfülle eben jene Framing-Funktion innerhalb sozialer Bewegungen. Lederbauer spricht von „ritualisierten Spektakeln“ (134), in denen durch Musik Identität, Werte und Einstellungen emotional erlebbar gemacht würden. Die Musik erfülle durch Komplexitätsreduktion gegenüber der ansonsten stark intellektuellen Ausrichtung von ATTAC einen demokratisierenden Effekt, so der Autor.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.222.232.44.3 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: David Lederbauer: Dancing in the street. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31526-dancing-in-the-street_37535, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37535 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA