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/ 20.06.2013
Jean-Pierre Richardot

Die andere Schweiz. Eidgenössischer Widerstand 1940-1944. Aus dem Französischen von Yla von Dach und Gabriela Zehnder

Berlin: Aufbau-Verlag 2005; 297 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-351-02584-X
Der französische Journalist Richardot verbrachte die Kriegsjahre als Flüchtlingskind in der Westschweiz. Er möchte mit seinem Buch daran erinnern, dass die Schweizer nicht mit jenen „zynischen Bankiers“ (23) gleichzusetzen seien, die den Nachkommen der in Auschwitz Ermordeten jahrzehntelang deren Vermögen vorenthielten. Er stellt diesen Bankiers sowie der damaligen Regierung, die wirtschaftlich mit dem Dritten Reich kooperierte, einige einfache Bürger sowie Bündnisse wie die Aktion Nationaler Widerstand gegenüber. Diese engagierten sich gegen den Nationalsozialismus und waren bereit, der eigenen Regierung in den Arm zu fallen, sollte sie wie Pétain in Frankreich mit Hitler kollaborieren. Richardot erzählt das damalige Geschehen in der Art einer Oral History. Eine Zeittafel und ein Glossar ermöglichen zudem einen einfachen Überblick. Der Staat habe seinen Bürgern ihre Zivilcourage nicht gedankt, so der Autor, einige erlitten dafür, dass sie Flüchtlingen halfen, sogar berufliche Nachteile. Die Schweiz sei bis heute unfähig, „den Menschen, die sich am meisten um sie verdient gemacht haben, offen ihre Anerkennung auszusprechen“ (17). Insgesamt bestätigt Richardot mit seiner Ehrenrettung Einzelner das Versagen der Schweiz angesichts des Nationalsozialismus und damit das unvorteilhafte Bild des Landes.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.52.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jean-Pierre Richardot: Die andere Schweiz. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23330-die-andere-schweiz_26754, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26754 Rezension drucken
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