Politikwiss. Diss. Münster; Gutachter: W. Woyke, P. Kevenhörster. - Dem Autor geht es darum, die besondere Rolle Deutschlands im Prozess der Integration der MOE-Staaten in die EU zu analysieren. Hierfür geht er auf die Beziehungen Deutschlands zu den MOE-Staaten seit der Unterzeichnung der Ostverträge ein und untersucht die Rolle der osteuropäischen Staaten bei der Wiedervereinigung Deutschlands. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der deutschen Politik in der Erweiterungsfrage. Sie umfasst die Motivation und die Interessen Deutschlands, die Haltung der wichtigsten Parteien und Verbände zur Osterweiterung sowie den formellen Verlauf des Integrationsprozesses und die Stellung Deutschlands in der EU seit Anfang der 90er-Jahre. Außerdem fragt der Autor nach den Wechselwirkungen zwischen den bilateralen Beziehungen Deutschlands zu ausgewählten MOE-Staaten (Visegrád- und baltische Länder) und der Erweiterungspolitik. Im Ergebnis stellt Semeniy fest, dass sich Deutschlands Rolle im Verlauf des Erweiterungsprozesses verändert hat: Aus dem vordergründigen Interesse der Sicherung der Wiedervereinigung heraus nahm Deutschland am Anfang die Rolle des Initiators ein, „bekräftigte aber danach die eigenen Vorstellungen in der Frage der Osterweiterung, so dass dies letztlich zu einer Priorität der gesamten deutschen Politik wurde, was insgesamt einen großen Wandel der Rolle Deutschlands darstellt“ (285). Neben dieser Initiatorenrolle habe Deutschland zudem den Prozess beschleunigt und durch eine gelungene Verflechtung von multi- und bilateralen Instrumenten beispielhaft vorangebracht. Zugleich habe es seine Position innerhalb der EU stärken können.