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/ 20.06.2013
Thomas Wagner

Irokesen und Demokratie. Ein Beitrag zur Soziologie interkultureller Kommunikation

Münster: Lit 2004 (Kulturelle Identität und politische Selbstbestimmung in der Weltgesellschaft 10); 398 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 3-8258-6845-1
Soziolog. Diss. Münster; Gutachter: C. Sigrist, R. Kößler. – Gegenstand der Sekundärstudie ist die verfassungshistorische und ideengeschichtliche Kontroverse darüber, inwiefern politische Vorstellungen und Traditionen nordamerikanischer indigener Völker, insbesondere der Irokesenbund, als Vorbild und Ideengeber für die Verfassungsväter der USA standen. Die von D. A. Grindes und B. E. Johansen bereits in den 80er-Jahren angestoßene Debatte über die „Einflussthese“ erzielte mit der Infragestellung des kulturellen Selbstverständnisses sowie deren Konsequenzen etwa für die Reform der staatlichen Schullehrpläne ein großes Medienecho. Wagner entschärft die einseitigen Stellungnahmen und historischen Widerlegungsversuche für und gegen die These durch eine Transformation der Positionen „in eine soziologische Interpretation interkultureller Kommunikation“, so Sigrist im Vorwort (7). Wagner charakterisiert die Gesellschaftsstrukturen und das Institutionengefüge des Irokesenbundes als eine „egalitäre Konsensdemokratie“ und versucht damit „einen neuen Begriff in die kulturvergleichende politische Institutionenforschung“ (35) einzuführen. Ausführlich widmet er sich der irokesischen Diplomatie und deren Ritualen und Symbolen der Friedensstiftung, deren Einfluss auf die politische Symbolik der USA er neu bewertet als einen Prozess zur „kreativen Neuschöpfung einer gemeinsamen diplomatischen Sprache“ (36). Weitere Schwerpunkte der Studie sind die Bedeutung der irokesischen Geschlechtersymmetrie für die Suffragettenbewegung und „das indianische Erbe im Rahmen republikanischer Gründungsmythen“ (141) sowie deren Rezeption durch die frühe amerikanische politische Theorie. Abschließend stellt Wagner den Historikerstreit in einen umfassenderen Kontext und diskutiert vor dem Hintergrund aktueller ethnonationaler Konflikte „das unausgeschöpfte demokratietheoretische Potential des Konzepts ‚Regulierte Anarchie’“ (331).
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.642.212.23 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Thomas Wagner: Irokesen und Demokratie. Münster: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23115-irokesen-und-demokratie_26451, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 26451 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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