Trotz gewisser Verbesserungen sei die Benachteiligung von Frauen im österreichischen Wissenschaftsbetrieb weiterhin deutlich, schreibt Appelt. Obwohl sie in vielen Fächern inzwischen die Hälfte oder sogar die Mehrheit der Studierenden stellten, seien sie in akademischen Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Zudem hätten sie signifikant häufiger unsichere oder projektbezogene Arbeitsplätze als ihre männlichen Kollegen. Ein wesentlicher Grund für diese Benachteiligungen sei u. a. die implizite Gültigkeit des Idealbilds eines (männlichen) Vollzeitwissenschaftlers, der völlig in seiner Aufgabe aufgehe. Zentral sei auch für Wissenschaftlerinnen die oft diskutierte Vereinbarkeitsproblematik. In den für den weiteren Karriereverlauf hochgradig bedeutsamen ersten Jahre nach dem Studienabschluss würde auch über die Geburt von Kindern entschieden. Eine Familiengründung führe für Frauen deshalb fast immer zu einem deutlichen Karriereknick. Es seien weitere Bemühungen um Gleichstellung notwendig, wobei Gender Mainstreaming nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung traditioneller Instrumente der Frauenförderung verstanden werden solle. Durch die zunehmende Liberalisierung und Deregulierung der österreichischen Universitäten verliere ein traditioneller Träger von Gleichstellungsmaßnahmen, der Staat, an Einfluss. Allerdings könne daraus nicht pauschal auf eine abnehmende Bedeutung der Gleichstellungsfrage geschlossen werden. Vielmehr böten die Veränderungen auch Chancen. Vor allem, wenn es gelinge, den funktionalen Nutzen entsprechender Bemühungen zu verdeutlichen, statt sie als reinen Kostenfaktor zu apostrophieren, hätten Gleichstellungsmaßnahmen durchaus Aussicht auf Erfolg.