In diesem klar strukturierten Buch definiert Wimmer zunächst seine Konzeption von Kultur und versucht dabei, drei Ansätze von Kultur zu vereinen: Clifford Geertz’ ethnologisches Konzept von Kultur als symbolischem Code, Foucaults Kulturbegriff als Moment der Machtentfaltung von Institutionen und deren Repräsentanten sowie die Tradition der neo-institutionellen Ökonomie von Coase mit ihren Spielregeln als effizienzmaximierende Steuerungsmaxime. Wimmer versteht Kultur als das „Resultat eines Prozesses des Aushandelns von Bedeutung zwischen kulturell geprägten, aber zur reflexiven Hinterfragung und Innovation fähigen Individuen“ (13). Er betont somit die Verhandelbarkeit, Wandelbarkeit und die individuelle Variabilität kultureller Phänomene. Kulturelle Regeln des Bedeutens und Handelns ergeben sich aus der Interessenlage aller Beteiligten, sodass sie den Charakter der Allgemeinverbindlichkeit gewinnen und behalten. Gleichzeitig sei die Wahrnehmung und Beurteilung solcher Regeln immer auch schon von bereits habitualisierten, d. h. über Lernprozesse verinnerlichten Anpassungen an kulturelle Setzungen abhängig. Die weitere Ausdifferenzierung dieses Konzeptes geschieht immer vor dem Hintergrund praktischer Beispiele. Das Buch ist nicht im engeren Sinne politikwissenschaftlich, enthält aber wichtige Impulse für die theoretische Beschäftigung mit politikwissenschaftlich relevanten Begriffen und Prozessen wie z. B. Macht, Entstehung und Erhalt von gesellschaftlichen Regeln oder dem Aushandeln von Interessen.