/ 15.08.2013
Kevin Urbanski
Zur Funktionsweise von Mediationsverfahren in den internationalen Beziehungen
Marburg: Tectum Verlag 2012 (Politik begreifen 17); 130 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8288-3080-6Politikwiss. Diplomarbeit Bamberg; Begutachtung: T. Gehring. – Mediationsverfahren dienen dazu, Konflikte einvernehmlich zu lösen und werden auch in internationalen Beziehungen regelmäßig eingesetzt. Ein wichtiges Merkmal ist die Freiwilligkeit sowohl hinsichtlich der Durchführung als auch der Akzeptanz der Ergebnisse. „Doch warum lassen sich Staaten überhaupt auf dieses Verfahren ein, wenn es doch auf Freiwilligkeit beruht und die Ergebnisse nicht verbindlich durchgesetzt werden können? Und warum kann ein Mediator Ergebnisse befördern, die ohne sein Wirken (vermutlich) nicht zustande gekommen wären?“ (10) Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Studie, mit der Kevin Urbanski zur theoretischen Grundlegung der Mediationsforschung beiträgt. Hierzu entwickelt er einen Analyserahmen, der zum einen zwischen den beiden Dimensionen Struktur und Prozess unterscheidet und zum anderen auf die Funktion des Mediators abhebt. Urbanski identifiziert vier verschiedene Rollen, die ein Mediator einnehmen kann. Je nach Ausprägung des Konfliktes und den damit verbundenen Anforderungen kann ein Mediator unterschiedlich stark in den Verhandlungsprozess intervenieren und als Kommunikationsagent, als Vermittler, als Koordinator oder als „Power Broker“ (80) mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen agieren. Das in Grundzügen entworfene Analysekonzept wird anschließend einem Plausibilitätstest unterzogen. Als Fallbeispiel dienen die Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel, die 1978 unter Vermittlung des damaligen US‑Präsidenten Jimmy Carter auf dem Landsitz Camp David geführt wurden. An diesem sehr komplexen Beispiel gelingt es dem Autor, anhand des Analysekonzepts die Verhandlungen und das erzielte Friedensabkommen nachzuvollziehen. So wird deutlich, wie Carter im Laufe der schwierigen Verhandlungen verschiedene Rollen ausübte, den „entscheidenden Durchbruch“ aber „in der Rolle des Power Brokers unternahm. Ein Mediator mit geringerer Ressourcenausstattung hätte wohl kaum Ausgleichszahlungen von drei Milliarden Dollar in den Verhandlungsprozess einbringen können.“ (121)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Kevin Urbanski: Zur Funktionsweise von Mediationsverfahren in den internationalen Beziehungen Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36060-zur-funktionsweise-von-mediationsverfahren-in-den-internationalen-beziehungen_44192, veröffentlicht am 15.08.2013.
Buch-Nr.: 44192
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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