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/ 18.06.2013
Alexander Solschenizyn

"Zweihundert Jahre zusammen" Die Juden in der Sowjetunion. Aus dem Russischen von Andrea Wöhr und Peter Nordqvist

München: Herbig 2003; 608 S.; geb., 39,90 €; ISBN 3-7766-2356-X
Der Schriftsteller Solschenizyn erzählt in zwei Bänden die Geschichte der russischen Juden. Dieser zweite Band beginnt mit der Februarrevolution 1917 und endet in der Gegenwart. Solschenizyn beleuchtet die Stellung der Juden in der russischen Gesellschaft, ihre Rollen als bolschewistische Täter und Opfer, die Aktivitäten der Emigranten und das politische Leben der Juden in Russland bis zum Exodus zweihundert Jahre nach ihrem Auftauchen. Auch durch die zahlreichen in den Text eingestreuten Kurzbiografien bietet der Autor ein sehr umfassendes Bild. Allerdings leidet die Erzählung (die weniger eine Analyse ist) unter der oftmals schlaglichtartigen Betrachtung und fehlenden Kausalzusammenhängen. In einer seiner Kernaussagen verneint Solschenizyn jeden Zusammenhang zwischen dem Judentum und der Oktoberrevolution, obwohl unbestreitbar zahlreiche Juden zu Bolschewisten wurden. Diese hätten aber nur an der Revolution teilnehmen können, weil sie von der „Vorstellung von der Auserwähltheit der Juden als Volk Gottes" (18) entfremdet gewesen seien. Im Zusammenhang mit der Hohmann-Affäre 2003 teilte der Verlag mit, dass Solschenizyn gegen jede Instrumentalisierung seines Werkes protestiere. In der Tat ist in dem Buch keine antisemitische Zeile zu finden, es ist vielmehr eine Aufklärung über einen Teil der russischen Geschichte.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.622.252.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Alexander Solschenizyn: "Zweihundert Jahre zusammen" München: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19605-zweihundert-jahre-zusammen_22807, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22807 Rezension drucken
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