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/ 22.06.2013
Deutsches Polen-Institut Darmstadt (Hrsg.)

Jahrbuch Polen 2010. Band 21: Migration

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2010; 223 S.; 11,80 €; ISBN 978-3-447-06189-6
Das Thema Migration ist ein Brennpunkt der polnischen Gegenwartsgesellschaft. Im Gegensatz zur deutschen Migrationsdebatte steht in Polen jedoch die Auswanderung im Vordergrund. Dem Konzept der Jahrbücher folgend wird das Thema in Essays, Kurzgeschichten und Gedichten behandelt. Von besonderem politikwissenschaftlichen Interesse erscheinen die empiriegesättigten Beiträge von Magdalena Nowicka über polnische Bildungsmigranten in Deutschland und von Elmar Hönekopp über Polen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sowie die Ausführungen von Michał P. Garapich über polnische Migranten als Nomaden Europas. Nowicka berichtet, dass die polnischen Studenten in Deutschland – nach Chinesen und Bulgaren die größte Gruppe – nur zu einem ganz kleinen Teil auch als Absolventen in Deutschland bleiben. Die deutsche Zuwanderungspolitik wirkt hier offensichtlich restriktiv, 2008 erhielten nur 123 polnische Absolventen eine Arbeitserlaubnis. Ähnliches ist dem Aufsatz von Hönekopp über Polen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu entnehmen. So steht der Einwanderungssaldo von Polen nach Deutschland nach einem Anstieg 2005/06 für 2008 bei nahe Null. Allerdings liegt die Erwerbstätigenquote der polnischen Zuwanderer um 10 Prozentpunkte unter der der Deutschen. Wie stark die polnische Emigration in der Auswahl der Zielländer von deren wirtschaftlicher Entwicklung geprägt ist, zeigt der Beitrag von Garapich. Nach dem EU-Beitritt Polens (aber vor der Weltfinanzkrise) hat sich die Emigration nach Deutschland halbiert, die nach Großbritannien jedoch mehr als verdreifacht und nach Irland verfünffacht. Beeindruckend ist auch der Aufsatz von Rainer Mende unter dem schönen Titel „Grenzgänger, Wurstmenschen und Mythenzersetzer“, in dem er sich der polnischsprachigen Literatur in Deutschland widmet. Das deutsche Polen-Institut hat mit dem Jahrbuch wieder ein sorgfältig ediertes und durchweg interessantes Stück Literatur vorgelegt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.614.422.352.3432.2632.23 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Deutsches Polen-Institut Darmstadt (Hrsg.): Jahrbuch Polen 2010. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32412-jahrbuch-polen-2010_38675, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 38675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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