Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachterin: U. Liebert. – Die Autorin untersucht die Wirksamkeit von politischen Maßnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau in Tschechien und der Slowakei. Für die ehemals sozialistisch geprägten Staaten kam es nach 1989 zu tief greifenden wirtschaftlichen Veränderungen. Eine Folge der gesellschaftlichen und ökonomischen Transformationen war die Verschlechterung der gesellschaftlichen und beruflichen Situation der Frau. Damit ergab sich zwischen den nationalen Realitäten und den Vorgaben der Europäischen Union im Zuge der Osterweiterung ein Missverhältnis, das für die Autorin wiederum eine notwendige Vorraussetzung für einen Wandel in der Gesellschaft darstellt. Darüber hinaus vertritt sie die These, dass es sowohl für die Beantragung als auch für die Wirksamkeit von Projekten vor allem auf die Akzeptanz und Gestaltungsbereitschaft lokaler Kräfte und der örtlichen Strukturen ankomme. Diese spiegelten sich in den Prozessen zur Implementation EU-finanzierter Projekte zur Gleichstellung der Geschlechter wider. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt Equal Opportunities in Tschechien. Es galt als integraler Bestandteil der Politik des Landes auf seinem Weg zur EU Mitgliedschaft. Zudem untersucht sie weitere Projekte aus dem Zeitraum der besonders reformintensiven Phase der Beitrittsvorbereitung in der Slowakei und in Tschechien zwischen 1993 und 2004. Die Autorin sieht Ihre These bestätigt. In jedem Fall hing es von den Akteuren vor Ort ab, ob sich Projekte erfolgreich implementieren ließen und ob für die Wahrnehmung von Geschlechtergerechtigkeit überhaupt das notwendige Bewusstsein vorhanden war, um Gelder für entsprechende Projekte bei der EU zu beantragen. Insgesamt aber litten alle Projekte unter den häufig schwach ausgeprägten oder korrupten Verwaltungsstrukturen – ein Befund, der auch die Untersuchungsergebnisse leicht verzerrte. Im Ergebnis plädiert die Autorin dafür, die Bedeutung der Gleichstellung von europäischer Ebene aus gegenüber den Beitrittsstaaten stärker aufzuwerten.