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IParl: Blickpunkt / 07.12.2022

Daniel Hellmann / Danny Schindler: Kein Anzeichen von Niedergang. Die personelle Erneuerung der Parteien bei der Kandidatenaufstellung für Bundestags- und Landtagswahlen

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay.

Seit etwa 30 Jahren verzeichneten Parteien hierzulande einen Rückgang ihrer Mitgliedzahlen. Ob dies indes mit einem Mangel an politisch interessierten Nachwuchskräften gleichzusetzen ist, verneinen Daniel Hellmann und Danny Schindler in dieser Analyse. Sie stellen Daten aus dem CandiData-Projekt des Instituts für Parlamentarismusforschung (IParl) vor: Diese zeigen, dass die Parteien nachweislich viele neue Menschen für eine Nominierung gewinnen können. Daraus ergeben sich spannende Fragestellungen zur Praxis der Kandidatenaufstellung von politischen Neulingen bei Wahlen auf Landes- und Bundesebene.

 

Im Rahmen des neuen IParl-Forschungsprojekts CandiData wird das von den Parteien für Parlamentswahlen in Deutschland aufgestellte Kandidatenangebot im Längsschnitt untersucht. Dafür wurden bislang alle bei Landtags-, Bundestags- und Europawahlen seit 2013 nominierten Personen erfasst. In diesem Blickpunkt stellen wir das Projekt vor und gehen in einem ersten Schritt der Frage nach, wie hoch die Erneuerungsrate der Parteien, verstanden als der Neulingsanteil unter allen Kandidaten, ausfällt. Als Neulinge werden dabei Personen aufgefasst, die sich vorher noch zu keiner Wahl gestellt haben – egal ob im Wahlkreis oder auf der Parteiliste und unabhängig von der Kandidaturebene (Land, Bund, Europa). Es zeigt sich, dass etwa sechs von zehn Nominierten zum allerersten Mal angetreten sind. Ein Anzeichen für den oft behaupteten Niedergang der Parteien ist das nicht. Offensichtlich besteht für den betrachteten Zeitraum auch kein Abwärtstrend.

Das Wichtigste in Kürze:

  1. Die Rekrutierung des politischen Personals für Wahlen ist eine Kernfunktion der Parteien. Im Rahmen des neuen IParl-Forschungsprojekts CandiData wird das Kandidatenangebot aller bei Wahlen zum Bundestag, zu den Landtagen und zum Europäischen Parlament antretenden Parteien im Längsschnitt untersucht.

  2. Erste Analysen zeigen für den Zeitraum 2013 bis 2022 eine erstaunlich hohe Erneuerungsrate von durchschnittlich 60 Prozent. Das heißt, etwa sechs von zehn Kandidaten sind Neulinge, also vorher bei keiner Wahl angetreten.

  3. Die Neuerungsrate schwankt allerdings je nach Wahl deutlich zwischen 31 und 83 Prozent.

  4. Eine im Parteienvergleich eher geringe Erneuerungsquote weisen CDU und CSU aus. Für die AfD zeichnet sich im Längsschnitt eine deutliche Anpassung an die übrigen Parteien ab. Die nach der Parteigründung mehr und mehr zurückgehende Neulingsrate lässt sich auch mit der Zunahme an Amtsinhabern erklären.

Stehen auf dem Stimmzettel eigentlich stets nur dieselben Namen? Oder stellen sich auch immer wieder neue Personen dem Votum der Wählerinnen und Wähler? Und woher nehmen die Parteien eigentlich all die Kandidaten für Wahlen auf Bundes-, Landes- und europäischer Ebene? Bei der Landtagswahl in Niedersachsen im Oktober dieses Jahres beispielsweise standen insgesamt 757 Bewerberinnen und Bewerber zur Wahl. Es ist zu vermuten, dass ein erheblicher Teil der Kandidaten jeweils schon an der vorhergehenden Wahl teilgenommen hat und teilweise auch gewählt wurde (siehe Abschnitt 3). Dies würde die Erneuerung des Personalangebots deutlich einschränken. Dennoch gibt es einen Anteil an neuen Kandidaten, die das Personalangebot der Parteien bei jeder Wahl kontinuierlich auffrischen. Wie gut dies gelingt, ist eine der Forschungsfragen, die mithilfe des IParl-Projekts CandiData, das in diesem Blickpunkt vorgestellt wird, untersucht werden soll.

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Kein Anzeichen von Niedergang. Die personelle Erneuerung der Parteien bei der Kandidatenaufstellung für Bundestags- und Landtagswahlen

IParl-Blickpunkt

Blickpunkt Nr. 9, Dezember 2022, 9 Seiten, DOI: 10.36206/BP2022.09

Diesen und weitere Blickpunkte des Instituts für Parlamentarismusforschung (IParl), Berlin, mit dem Schwerpunkt Parlamente und Parteien finden Sie hier.

 

Dieser Beitrag des Instituts für Parlamentarismusforschung (IParl) entstand im Jubiläumszeitraum der Stiftung Wissenschaft und Demokratie. Die Stiftung ist seit 30 Jahren tätig und verfolgt mit ihren Einrichtungen und Förderprojekten das Ziel, insbesondere die Politikwissenschaft bei der Lösung praktischer und normativer Probleme der Demokratie zu unterstützen.               

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