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/ 15.08.2013
Zangah Shinwari

EU Sicherheits- und Entwicklungspolitik als komplementäre Säulen. EU State-Building in Afghanistan

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Sicherheit. Polizeiwissenschaft und Sicherheitsforschung im Kontext 3); 205 S.; pb., 44,- €; ISBN 978-3-8329-7592-0
Rechtswiss. Diss. Deutsche Hochschule der Polizei Münster; Begutachtung: D. Kugelmann, H.‑J. Cremer. – Zangah Shinwari untersucht die EU‑Bemühungen zum Staatsaufbau im Rahmen der Gemeinsamen Außen‑ und Sicherheitspolitik und der seit dem Vertrag von Lissabon sogenannten Gemeinsamen Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik (GSVP). Sie verknüpft in ihrem Untersuchungsansatz die politikfeldübergreifende Koordination, die die EU in Afghanistan mit dem nichtmilitärischen Ansatz des State‑Building leistet. Damit grenzt sie sich von einer Diskussion ab, in der meist die militärische Komponente als Mittel zur Durchsetzung und als Rückfalloption zum Erzwingen von Reformen analytisch einbezogen wird. Das State‑Building wird so gesehen als instrumentelles Werkzeug verstanden, die machtpolitischen Aspekte dieser Politik werden nicht berücksichtigt. Wenn man GSVP und Entwicklungspolitik dann als zusammenhängende und sich wechselseitig beeinflussende Arbeitsfelder begreift, ergibt sich in der Tat die Frage, ob deren „institutionelle Trennung […] den State‑Building‑Prozess beeinträchtigt und, wenn ja, wie einer solchen Beeinträchtigung entgegengewirkt werden kann“ (16). Dieser klar handlungsorientierte und problemlösende Ansatz trachtet nach einer Verbesserung der State‑Building‑Instrumente, um letztlich im westlichen Sinne bessere Methoden anwenden zu können, um Staaten aufzubauen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Vorstellung, Sicherheit und Entwicklung bedingten einander, so weit verbreitet ist, dass in der EU gar nicht ernsthaft versucht wurde, diese Bereiche im Afghanistan‑Engagement operativ zu trennen. Dass die EU zum Zwecke der Koordination dieser Projekte neue diplomatische Herangehensweisen entwickelt, ist dabei eine der wichtigeren Erkenntnisse. Dadurch gerät sie in die Position einer Clearing‑ und Abstimmungsstelle, deren politisches Gewicht in die Umsetzung voll eingebracht werden kann. Warum die westliche State‑Building‑Politik in Afghanistan dennoch eine so durchwachsene Bilanz aufzuweisen hat, da doch die EU zu den wichtigsten und politisch einflussreichsten Akteuren gehört, wird leider nicht näher thematisiert.
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 3.64.412.68 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Zangah Shinwari: EU Sicherheits- und Entwicklungspolitik als komplementäre Säulen. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36076-eu-sicherheits--und-entwicklungspolitik-als-komplementaere-saeulen_43322, veröffentlicht am 15.08.2013. Buch-Nr.: 43322 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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