/ 22.06.2013

Gülay Çağlar / María do Mar Castro Varela / Helen Schwenken (Hrsg.)
Geschlecht – Macht – Klima. Feministische Perspektiven auf Klima, gesellschaftliche Naturverhältnisse und Gerechtigkeit
Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2012 (Arbeitskreis "Politik und Geschlecht" in der DVPW 23); 221 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-86649-330-8Die „Technologiegläubigkeit“ des internationalen Klimadiskurses, so die Herausgeberinnen einleitend, erschwere „die Thematisierung der sozialen Dimension der Klimapolitik erheblich“ (7). Damit sei sie blind für sozialwissenschaftliche Erkenntnisse, die den „Zusammenhang zwischen Klimawandel mit Produktions- und Lebensverhältnissen und somit auch mit sozialen und geschlechtsspezifischen Ungleichheitsverhältnissen“ (8) betonen. Mit dem Sammelband soll ein Überblick über entsprechende akademische Diskussionen gegeben werden, wobei der Fokus auf geschlechtsbezogenen Aspekten liegt. Der erste Teil versammelt drei Beiträge, die sich überblicksartig mit Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in der globalen Klimapolitik sowohl aus geschlechts- als auch demokratietheoretischer Perspektive auseinandersetzen. Hier zeigt sich etwa, dass Frauen einerseits stärker als Männer mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben, andererseits liegen dem Klimawandel selbst strukturelle Geschlechterhierarchien zugrunde. Die vier Beiträge des zweiten Teils beziehen sich auf klimapolitische Instrumente und Strategien aus Geschlechterperspektive. Christine Bauhardt zum Beispiel diskutiert die Wasserinfrastrukturpolitik im globalen Süden sowie die Verkehrsinfrastrukturpolitik im globalen Norden und zeigt, dass die spezifischen Problemkonstruktionen des Klimadiskurses lokale Lebens- und Machtverhältnisse (und damit auch Geschlechterverhältnisse) unzureichend berücksichtigen, was sich negativ auf die Umsetzung klimapolitischer Instrumente und Ziele auswirkt. Im dritten Teil des Buches geht es in eher theoretischer Absicht – und teils aufbauend auf den ersten beiden Teilen – um feministische Diskurse zum Klimawandel. Entworfen werden Anknüpfungspunkte, die die zukünftige Klimaforschung unter Berücksichtigung von Geschlechter-, Natur- und ökonomischen Verhältnisse anleiten können. Insgesamt sind die Beiträge des Bandes zwar größtenteils geschlechtsspezifisch ausgerichtet, die meisten Autorinnen argumentieren jedoch im Rahmen umfassenderer gesellschaftstheoretischer Fragestellungen. Damit dürfte dieses sehr gelungene und lesenswerte Buch nicht nur für Spezialisten der Klima- oder Geschlechterforschung von Interesse sein, sondern auch für all diejenigen, die sich für Fragen zeitgenössischer Gesellschaftsprobleme und deren politischer Regulierung interessieren.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.27 | 2.261 | 4.45
Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Gülay Çağlar / María do Mar Castro Varela / Helen Schwenken (Hrsg.): Geschlecht – Macht – Klima. Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33170-geschlecht--macht--klima_39646, veröffentlicht am 22.11.2012.
Buch-Nr.: 39646
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
CC-BY-NC-SA