/ 04.06.2013
Carlo Masala
Italia und Germania. Die deutsch-italienischen Beziehungen 1963-1969
Vierow bei Greifswald: SH-Verlag 1997 (Kölner Arbeiten zur Internationalen Politik 7); 386 S.; kart., 68,- DM; ISBN 3-89498-041-9Diss. Köln; Erstgutachter: W. Link. - Italien ist seinen meisten deutschen Freunden vor allem als Urlaubsziel ein Begriff. Doch auch auf politischer und diplomatischer Ebene besteht traditionell eine besondere Bindung zwischen Deutschland und Italien. Einen besonders markanten Abschnitt dieser Beziehungen untersucht Masala, indem er die Entwicklung der deutsch-italienischen Beziehungen in den 60er Jahren analysiert. Diese Periode der Regierungszeit Erhards und Kiesingers ist nicht allein durch die italienischen Gastarbeiter, die die Kultur beider Länder bis heute prägen, Untersuchungsgegenstand von besonderem Interesse. Auch die Konflikte dieser Zeit, so das sich damals zuspitzende Südtirol-Problem oder der für das deutsch-italienische Verhältnis schwierige Abschluß des deutsch-französischen Vertrags, beeinflußten die Beziehungen der beiden Länder, während andererseits die Europäischen Gemeinschaften entscheidende Schritte zum wirtschaftlichen und politischen Zusammenwachsen unternahmen.
Sowohl auf staatlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene untersucht Masala die multi- und bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und fragt, inwieweit ihre Kooperation über das Maß hinausging, das durch die gemeinsame Einbettung in internationale Systeme erforderlich war. Zur Einordnung der geschichtlichen Vorgänge verknüpft Masala politikwissenschaftliche Ansätze des Neoliberalismus und des Transnationalismus. Am Ende seiner Untersuchung stellt er fest, daß sich die deutsch-italienischen Beziehungen am Anfang des Jahres 1963 in einer Krise befanden, sich insgesamt das Verhältnis beider Länder in den 60er Jahren jedoch "sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene (bedingt durch gemeinsame Interessen), sowohl zwischen den staatlichen als auch zwischen den gesellschaftlichen Akteuren, in exzeptioneller Weise gut entwickelt haben" (360).
Aus dem Inhalt: B. Die bilateralen Beziehungen 1963-1969: I. Spannungsfelder der staatlichen Beziehungen: 1. Der deutsch-französische Vertrag; 2. Die deutsch-italienischen Beziehungen und der italienisch-österreichische Konflikt um Südtirol. II. Politikfelder der deutsch-italienischen Beziehungen: 3. Die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen (unter besonderer Berücksichtigung der Gastarbeiter); 4. Die deutsch-italienischen Kulturbeziehungen; 5. Die Zusammenarbeit der Parteien. C. Die multilaterale Einbettung der bilateralen Beziehungen: I. Italien, Deutschland und die Semi-Detente: 1. Das partielle Teststoppabkommen von 1963; 2. Das Problem der nuklearen Mitsprache im Rahmen der atlantischen Allianz. Italien, Deutschland und die MLF; 3. Italien, die Bundesrepublik Deutschland und der Nichtverbreitungsvertrag; 4. Die deutsch-italienischen Beziehungen und der Austritt Frankreichs aus der integrierten Kommandostruktur der Allianz 1966. II. Italien, Deutschland und die Entwicklung der europäischen Integration: 5. Deutsche und italienische Bemühungen zur Neubestimmung der EWG-Politik; 6. Die Fortführung der wirtschaftlichen Integration; 7. Vom leeren Stuhl zum Luxemburger Kompromiß; 8. Die Bundesrepublik, Italien und der Beitritt Großbritanniens zur EWG; 9. Deutschland und Italien: Das Ringen um die Errichtung der Politischen Union.
Andrea Wolf (AW)
Dipl.-Politologin.
Rubrizierung: 4.21 | 4.22 | 2.61 | 3.7
Empfohlene Zitierweise: Andrea Wolf, Rezension zu: Carlo Masala: Italia und Germania. Vierow bei Greifswald: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5008-italia-und-germania_6606, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 6606
Rezension drucken
Dipl.-Politologin.
CC-BY-NC-SA