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/ 27.03.2014
Ines-Jacqueline Werkner / Dirk Rademacher (Hrsg.)

Menschen geschützt – gerechten Frieden verloren? Kontroversen um die internationale Schutzverantwortung in der christlichen Friedensethik

Berlin: Lit 2013 (Ökumenische Studien 41); III, 250 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-12313-8
Der Sammelband fokussiert in christlicher und friedensethischer Perspektive neue Arten der Friedensgefährdung und der Umsetzung und Begründbarkeit einer umfassenden internationalen Schutzverantwortung: „Wie beeinflusst das in den Vereinten Nationen verankerte Konzept der Responsibility to Protect das Paradigma des gerechten Friedens? Wie kann der Kerngedanke der Prävention angesichts von realen Schutzbedürfnissen umgesetzt werden? [...] Wie kann ein möglicher Missbrauch der internationalen Schutzverantwortung verhindert werden?“ (15) Angesichts immer diffuser und komplexer werdender Anforderungen an eine gerechte Friedensordnung, die jenseits der Beendigung eines Krieges zwischen Staaten zunehmend auch die (innerstaatlichen) Aspekte der Armuts‑ und Terrorismusbekämpfung in den Blick nehmen muss, gerät das Ideal eines „gerechten Friedens“ immer mehr unter Druck. Das Leitbild des „gerechten Friedens“, so zeigt Lothar Brock in seinem Beitrag, ist als Gegenkonzept zum wohl weitaus bekannteren Leitbild vom „gerechten Krieg“ gedacht – in praktischer Absicht: „Die Schutzverantwortung, wie sie heute vom VN‑Generalsekretär verstanden wird, bietet einen normativen Bezugsrahmen für den Versuch, das Leitbild des gerechten Friedens praktisch werden zu lassen. [...] Der Schutz der Menschen in Konflikten ist Teil der Aufgaben, die sich unter dem Leitbild des gerechten Frieden [sic!] stellen.“ (35) Dieses Leitbild bedarf noch weiterer Präzisierung und Anpassung an die politischen Realitäten des 21. Jahrhunderts. Darin stimmen die Autoren ebenso überein wie in der Einschätzung, dass alle noch so gut gemeinten Interventionen mit dem Ziel menschlicher Sicherheit ins Leere laufen, wenn sie nicht mit einer umfassenderen Verrechtlichung der internationalen Politik einhergehen. Die Beiträge des Bandes gehen auf den internationalen Kongress „Menschen geschützt – gerechten Frieden verloren? Kontroversen um die internationale Schutzverantwortung in der christlichen Friedensethik“ zurück, der im Juni 2013 in Berlin stattgefunden hat. Sie zeigen – ungewollt und dennoch deutlich – auf bedrückende Art und Weise die Entkopplung der ethischen, religiösen oder auch philosophischen Debatte von der realen Not der Menschen in der Welt.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.444.41 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ines-Jacqueline Werkner / Dirk Rademacher (Hrsg.): Menschen geschützt – gerechten Frieden verloren? Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36911-menschen-geschuetzt--gerechten-frieden-verloren_45078, veröffentlicht am 27.03.2014. Buch-Nr.: 45078 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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