/ 21.06.2013

Gwynne Dyer (Hrsg.)
Nach Irak und Afghanistan. Was kommt, wenn die westlichen Truppen gehen? Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2008; 248 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-593-38705-5Der britische Publizist Dyer beschäftigt sich mit den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und in der Golfregion. Zunächst greift er die Frage auf, was die USA motiviert haben könnte, den Irak anzugreifen. Dyer vermutet, dass für eine Militärintervention vorrangig ideologische Überzeugungen sprachen, die verbunden waren mit der Erwartung einer Demokratisierung des Nahen Ostens sowie einer Stabilisierung der USA als einziger Supermacht und Gegenpart zu China. Die Anschläge vom September 2001 kamen nach dieser Lesart als Anlass gerade recht – die Invasion sei aber schon deutlich länger geplant gewesen. Anschließend legt Dyer ein umfassendes Bild der sicherheitspolitischen Interessen der verschiedenen Staaten in der Golfregion und im Nahen Osten vor. Nach Abwägung der Argumente sieht er in einem Rückzug des Westens eine angemessene Strategie: Erstens könne der Westen die Region weder mit militärischen Mitteln noch mittels politischer Einflussnahme stabilisieren. Zweitens sei jede Regierung der Region, ob demokratisch, autokratisch oder theokratisch, gezwungen, mit dem Westen zu verhandeln, da ihr Einfluss und die wirtschaftliche Entwicklung der Länder auf dem Verkauf von Rohöl basiere. Schließlich könne ein Rückzug des Westens auch als Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht der Völker angesehen werden. Insgesamt wird mit dem leicht zu lesenden Buch ein breites Publikum angesprochen. Dies drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass in dem Titel des Buches zwar auf die Konflikte in Irak und Afghanistan rekurriert wird, der Afghanistan-Konflikt jedoch nur am Rande Erwähnung findet und nicht systematisch in die Argumentation einbezogen wird. Ebenso sucht man Fußnoten, Quellenangaben und Literaturhinweise vergeblich. Mit dem Band wird aber ein anregender Einstieg in die Materie geboten und die in sich logische Beschreibung der bestehenden Konflikte im Nahen Osten und der Golfregion bereitet geradezu das Feld für eine systematische politikwissenschaftliche Analyse.
Jörg Jacobs (JJ)
Dr., Politikwissenschaftler, Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Strausberg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Jörg Jacobs, Rezension zu: Gwynne Dyer (Hrsg.): Nach Irak und Afghanistan. Frankfurt a. M./New York: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29741-nach-irak-und-afghanistan_35226, veröffentlicht am 24.03.2009.
Buch-Nr.: 35226
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Dr., Politikwissenschaftler, Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Strausberg.
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