Kolonien besaß Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten, wie Frankreich und Großbritannien, nur relativ kurz, von 1884 bis 1914. Allerdings gelang es dem Reich innerhalb dieser kurzen Zeit all jene imperialistischen Allüren auszuleben, die sich mit Bülows Satz von dem "Platz an der Sonne" in Verbindung bringen lassen und in der alldeutschen Propaganda ausgelebt wurden. Im Ersten Weltkrieg war das Deutsche Reich aufgrund der schwachen Kriegsmarine von seinen Kolonien abgeschnitten, mit dem Versailler Friedensvertrag verlor es endgültig diese Territorien, was aber die Protagonisten des deutschen Kolonialismus nicht davon abhielt, vielleicht sogar bestärkte, weiterhin Kolonien zu fordern. Endgültig beendet war der Traum von den Kolonien dann erst 1943. Gründers gelungene Auswahl von 135 Dokumenten und seine Einleitungen zu den jeweiligen Kapiteln bieten einen breiten Überblick über die Geschichte der deutschen Kolonien, beginnend in der frühen Neuzeit, als die Welser sich in Venezuela engagierten, und schließlich endend mit der Entscheidung Hitlers, alle "kriegsunwichtigen" Aktivitäten einzustellen, was auch den Traum von einem deutschen Kolonialreich in Zentralafrika betraf. Inhaltsübersicht: I. Ein "Neu–Deutschland" in Übersee - Frühe koloniale Propaganda und erste Experimente; II. Auf dem Weg zum Kolonialreich - Kolonialagitation und Handelsinteressen; III. Das Kolonialreich - Erwerb der Kolonien, internationale Konflikte, innere Probleme; IV. Das "Größere Deutschland" - Visionen eines erweiterten Kolonialreiches; V. "Neger, Kanaken und Chinesen zu nützlichen Menschen erziehen" - Herrschaftsideologie und koloniale Praxis; VI. "Kolonialismus ohne Kolonien" - Kolonialer Revisionismus im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik; VII. Letzte Kolonialträume - Die Kolonialfrage im Dritten Reich.