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/ 27.08.2015
Marta Bucholc

A Global Community of Self-Defense. Norbert Elias on Normativity, Culture, and Involvement

Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann 2015 (Recht als Kultur 8); 202 S.; kart., 23,90 €; ISBN 978-3-465-04232-7
Kann es eine globale Ordnung geben? Zur Beantwortung dieser Frage projiziert Marta Bucholc in ihrer soziologisch‑theoretisch akzentuierten Studie die Sozialtheorie von Norbert Elias, wie dieser sie bereits in den 1930er‑Jahren zu entwerfen begonnen hat, auf die globalisierte Gegenwartswelt. Die zentralen Begriffe für Elias wie Bucholc lauten Normativität, Teilhabe – und Gewalt. Stichwort Normativität: Kann die Pluralität der auf dem Planeten interagierenden Subjekte nur im Hobbes‘schen Sinne durch einen einzigen Gesetzgeber integriert werden, der keinen Widerspruch zulässt? Muss die gesetzliche Norm im globalen Maßstab konkurrenzlos sein? Bucholc ist da anderer Meinung: Je mehr es den Menschen gelinge, für ihre eigenen Belange einzutreten, an der Gestaltung der Welt teilzunehmen und sich somit selbst zu repräsentieren, desto eher sei auch eine globale Pluralität von Normgeltungen denkbar. Dass diese der fortgesetzten Aushandlung sowie eines beständigen, wechselseitigen Respekts aller Beteiligten bedürfen, versteht sich dabei von selbst. Indem die Erfahrung von Gestaltbarkeit der Lebensverhältnisse auf diese Art und Weise den Zwang von oben ersetzt, so die Argumentation, verringern sich auch die Anlässe sozial oder politisch motivierter Gewalt. Die Globalisierung, wie Bucholc sie damit zu sehen vermag, wäre dann in der Tat alles andere als alternativlos, sie wäre eine Aufgabe aller an ihrer Gestaltung Interessierten. Zu glauben, diese künftige, durch Teilhabe gestaltete Welt wäre konfliktfrei, wäre indes sehr naiv: „Sicher ist, dass der Wettbewerb um das kulturelle Modell, das die Basis für die neue globale Zivilisation sein wird, die größte potenzielle Quelle für Konflikte im kommenden globalen Zeitalter sein wird.“ (189) Damit ist dann im Übrigen auch deutlich gemacht, dass die Fortsetzung der Vorherrschaft der europäischen beziehungsweise der amerikanischen westlichen Kultur, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten im globalen Maßstab wirksam war, kein Automatismus ist. Sie ist vielmehr – wie vieles andere in dieser gegenwärtigen globalen Krisen‑ und Übergangsphase auch – verhandelbar.
{LEM}
Rubrizierung: 5.425.464.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Marta Bucholc: A Global Community of Self-Defense. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38803-a-global-community-of-self-defense_47285, veröffentlicht am 27.08.2015. Buch-Nr.: 47285 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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