Wie keine andere Gruppe widerstand die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas "geschlossen und unbeugsam" (9) dem Nationalsozialismus. Sie gehörten zu den ersten Verfolgten und Inhaftierten, sie stellten nicht nur die größte Zahl der Häftlinge in einigen Frauen-Konzentrationslagern, sondern auch mit Abstand die größte Zahl der abgeurteilten Kriegsdienstverweigerer. Trotzdem ist ihre Verfolgungsgeschichte nahezu in Vergessenheit geraten, nicht zuletzt aufgrund ihrer bis Anfang der 90er Jahre noch nicht erfolgten historischen Aufarbeitung. Der Band leistet hierzu einen umfassenden Beitrag mit einer erstmals veröffentlichten Dokumentensammlung sowie den Ergebnissen einer Tagungsreihe, die im Herbst 1997 von der Wachtturm-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer-Institut Frankfurt a. M., den KZ-Gedenkstätten Wewelsburg und Neuengamme sowie der Bundeszentrale für politische Bildung durchgeführt wurde. Unter den Autoren befinden sich Zeitzeugen, Religionswissenschaftler, Historiker, Politikwissenschaftler sowie Mitglieder der Wachtturm-Gesellschaft der Zeugen Jehovas und Vertreter der christlichen Großkirchen. Inhalt: Teil A: Henry Friedlander: Kategorien der KZ-Häftlinge (15-20); Christoph Daxelmüller: Solidarität und Überlebenswille. Religiöses und soziales Verhalten der Zeugen Jehovas in Konzentrationslagern (21-34); Jürgen Harder / Hans Hesse: Die Zeuginnen Jehovas im Frauen-KZ Mornigen: ein Beitrag zum Widerstand von Frauen im Nationalsozialismus (35-62); Kirsten John-Stucke: Zeugen Jehovas im Konzentrationslager in Wewelsburg (63-75); Antje Zeiger: Zeugen Jehovas im Konzentrationslager Sachsenhausen (76-101); Martin Guse: "Der Kleine, der hat sehr leiden müssen ..." Zeugen Jehovas im Jugend-KZ Moringen (102-120); Thomas Rahe: Zeugen Jehovas im Konzentrationslager Bergen-Belsen (121-133); Johannes Wrobel: Buchenwald-Zyklus. Die Aquarelle des Zeugen Jehova Johannes Steyer (134-159); Sybil Milton: Die Zeugen Jehovas und die historische Dokumentation (160-176); Angela Nerlich / Wolfram Slupina: Aus der Vergessenheit geholt: Der Fall Hans Gärtner (177-241); Ursula Krause-Schmitt: Widerstand und Verfolgung von Zeugen Jehovas (242-247); Hubert Roser: Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Baden-Württemberg 1933-1945 (248-255); Hans-Hermann Dirksen: Die Zeugen Jehovas in der DDR (256-276); Göran Westphal: Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Weimar von 1945-1990 (277-301); Detlef Garbe: Gesellschaftliches Desinteresse, staatliche Desinformation, erneute Verfolgung und nun Instrumentalisierung der Geschichte? (302-317); Wolfram Slupina: Verfolgt und fast vergessen (318-343). Teil B: Walter Köbe: Geschichte und Gegenwart - Jehovas Zeugen in Deutschland (345-356); Johannes Wrobel: Die Videodokumentation "Standhaft trotz Verfolgung" - Propaganda oder zeitgeschichtliches Dokument? (357-385); Gabriele Yonan: Geschichte und Gegenwart - Zeugen Jehovas in Deutschland. Eine Analyse der Dokumentation "Standhaft trotz Verfolgung" aus religionswissenschaftlicher Sicht (386-396); Dietrich Hellmund: Kritische Reflexion über die Videodokumentation "Standhaft trotz Verfolgung" - Propaganda oder zeitgeschichtliches Dokument? (397-403); Lutz Lemhöfer: Zwischen historischer Dokumentation und werbender Selbstdarstellung. Anmerkungen zum Film der Wachtturm-Gesellschaft: "Standhaft trotz Verfolgung" (404-409); Wolfram Slupina: Bilanz der Veranstaltungsreihe "Standhaft trotz Verfolgung" 1996-1998 in Deutschland (410-419); James Pellechia: Erziehung zur Toleranz: Eine Fallstudie (420-424).