/ 11.06.2013
Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.)
Archiv für Sozialgeschichte. 39. Band 1999
Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 1999; XVIII, 862 S.; Ln., 148,- DM; ISBN 3-8012-4096-7Zehn Jahre nach der demokratischen Revolution in der DDR widmet das Archiv für Sozialgeschichte einen Großteil seiner Beiträge dem Rahmenthema "Sozialgeschichte der DDR" (1-443). Während der programmatische Beitrag Konrad H. Jarauschs die ganze Geschichte der DDR in den Blick nimmt, beziehen sich die allermeisten Einzelstudien auf die Geschichte der DDR vor dem Mauerbau 1961. Thematisch greifen die Beiträge vielfach über eine Sozialgeschichte im engeren Sinne hinaus. Behandelt werden neben klassisch sozialgeschichtlichen Themen wie die Rolle der Arbeiterbewegung und ihrer Organisationen nach 1945, die Stellung der Frau in der DDR-Industrie oder der Aufbau ländlicher Kader auch kultur-, religions- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte. Für die frühe DDR ergibt sich so ein relativ facettenreiches Bild, wobei allerdings ein ähnlicher Beitrag, wie er für die katholische Kirche hier vorliegt, für die evangelische Kirche, d. h. der damals wichtigsten gesellschaftlichen Gegenkraft zum SED-Staat, wünschenswert gewesen wäre. Sieben umfangreiche Forschungsberichte und die gewohnte Vielzahl von Einzelrezensionen bilden den zweiten Teil des Bandes.
Inhalt: Beiträge zum Rahmenthema "Sozialgeschichte der DDR": Konrad H. Jarausch: Die gescheiterte Gegengesellschaft. Überlegungen zu einer Sozialgeschichte der DDR (1-17); Christoph Kleßmann: Die stilisierte Klasse - Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Entstehungsphase der DDR (1945-1948) (19-71); Stefan Werum: "Wir sind die Illegalen!" Zum Wandel der Funktionen und Organisationsstrukturen des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1948-1952/53 (73-121); Leonore Ansorg: "Ick hab immer von unten Druck gekriegt und von oben". Weibliche Leistungskader und Arbeiterinnen in einem DDR-Textilbetrieb. Eine Studie zum Innenleben der DDR-Industrie (123-165); Sandrine Kott: Zur Geschichte des kulturellen Lebens in DDR-Betrieben. Konzepte und Praxis der betrieblichen Kulturarbeit (167-195); Peter Hübner: Durch Planung zur Improvisation. Zur Geschichte des Leitungspersonals in der staatlichen Industrie der DDR (197-233); Ute Schneider: Der deutsche Einheitsjurist in der frühen DDR. Elitenbildung beim Aufbau der DDR-Justiz (235-264); Arnd Bauerkämper: Loyale "Kader"? Neue Eliten und die SED-Gesellschaftspolitik auf dem Lande von 1945 bis zu den frühen 1960er Jahren (265-298); Wolfgang Tischner: Zur Formierung der katholischen Subgesellschaft in der SBZ/DDR 1945-1951 (299-324); Patrick Major: Vor und nach dem 13. August 1961: Reaktionen der DDR-Bevölkerung auf den Bau der Berliner Mauer (325-354); Rainer Eckert: Opposition und Repression in der DDR vom Mauerbau bis zur Biermann-Ausbürgerung (1961-1976) (355-390); Patrice G. Poutrus: Lebensmittelkonsum, Versorgungskrisen und die Entscheidung für den "Goldbroiler". Problemlagen und Lösungsversuche der Agrar- und Konsumpolitik in der DDR 1958-1965 (391-421); Ingeborg Cleve: Der Goethepakt. Das Goethejubiläum und die Formierung der Kulturöffentlichkeit im Staatsgründungsprozeß der DDR 1949 (423-443). Forschungsberichte und Rezensionen: Rüdiger Nachtmann: 150 Jahre Revolution von 1848: Festschriften und Forschungserträge. Erster Teil (447-493); Peter Friedemann: Tendenzen und Ergebnisse von neueren Forschungen zur Geschichte der Pariser Kommune (494-501); Andreas Eckert: Geschichte der Arbeit und Arbeitergeschichte in Afrika (502-530); Philipp Gassert: Amerikanismus, Antiamerikanismus, Amerikanisierung. Neue Literatur zur Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte des amerikanischen Einflusses in Deutschland und Europa (531-561); Kiran Klaus Patel: Strategien gegen die Große Depression. Neuerscheinungen zur Geschichte des "New Deal" in den Vereinigten Staaten von Amerika (562-579); Thomas Kühne: Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg und die "ganz normalen" Deutschen. Forschungsprobleme und Forschungstendenzen der Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Erster Teil (580-662); Lothar Steinbach: Wer und was blieb von der DDR-Geschichtswissenschaft? Unterschiedliche Forschungsschwerpunkte, kontroverse Bewertungen (663-693). Rezensionsteil (693-849).
Antonius Liedhegener (Li)
Dr., wiss. Ass., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.uni-jena.de/svw/powi/sys/liedhege.html).
Rubrizierung: 1.3 | 2.314 | 2.312 | 2.25 | 2.22 | 2.67 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Antonius Liedhegener, Rezension zu: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte. 39. Band 1999 Bonn: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10551-archiv-fuer-sozialgeschichte-39-band-1999_12475, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 12475
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Dr., wiss. Ass., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.uni-jena.de/svw/powi/sys/liedhege.html).
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