/ 22.06.2013
Gerd Pohl / Klaus Wicher (Hrsg.)
Armes Reiches Hamburg. Metropole zwischen Wohlstand und Armut
Hamburg: VSA 2011; 189 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-471-4Hamburg ist gewiss – und dies nicht allein im Bundesvergleich – eine reiche Stadt: das könnte man am statistischen Pro-Kopf-Einkommen (rund zwei Drittel über dem Bundesdurchschnitt) oder an der ebenfalls weit überdurchschnittlichen Einkommensreichtumsquote ablesen. Allerdings ist dieser Reichtum – seit Jahren in zunehmendem Maße – sehr ungleich verteilt: den rund 20.000 Vermögensmillionären standen 2010 etwa 200.000 SGB-II-Empfänger gegenüber. Damit lässt sich die deutschlandweit steigende Tendenz sozialer Spaltung an Hamburg in besonderer Schärfe beobachten. Diesen Widerspruch aufgreifend will der Sammelband „öffentliche Aufmerksamkeit auf soziale Schieflagen von Armut und Reichtum in Hamburg richten, stadtpolitische Fehlentwicklungen und alternative Ansätze der Stadtentwicklung benennen“ (13). Die Beiträge behandeln teils unterschiedliche Dimensionen von sozialer Ausgrenzung – so Alters- und Kinderarmut (Wicher; Becher), Prekarisierungstendenzen im Arbeitsmarkt (Weiß/Frede), steigende Wohnungsnot (Joho/Schellner) und die ambivalente Funktion von Tafeln als privater Initiative der Armutsbekämpfung (Völker). Teils setzen sie sich kritisch mit den für die Stadtentwicklung zentralen politischen Weichenstellungen auseinander – hier zumal mit dem Kontrast zwischen der auf Wirtschaftswachstum fixierten Standortpolitik und entsprechender Leuchtturmprojekte (u. a. Hafencity, Elbphilharmonie) einerseits, der infolge von Haushaltsdefiziten und Privatisierungen anhaltenden Schwächung des öffentlichen Sektors andererseits (Rose/Klages; Bischoff/Müller). Von diesen Beiträgen hebt sich – stärker analytisch ausgerichtet und weniger advokatorisch – die Abhandlung von Ansen/Güntner ab, die die sozialräumlichen Folgen von Armut und Ausgrenzung in Hamburg und den Stellenwert der diversen Stadtteilentwicklungsprogramme untersuchen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.325 | 2.342 | 2.343
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gerd Pohl / Klaus Wicher (Hrsg.): Armes Reiches Hamburg. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de//index.php?option=com_content&view=article&id=34370, veröffentlicht am 05.07.2012.
Buch-Nr.: 41265
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA